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die gelben seitenAuf zensurfreiem Terrain

Gerne diskutiert man über Themen, die das Thema aller Themen nicht berühren: Olympia

Was hat der Krieg zwischen Georgien und Russland mit den Spielen gemein? Fast nichts. Außer: Wer nach drei Tagen olympiademüde geworden ist, kann sich im Cyberspace an diesem Krieg heiß reden und alle Sporttermini wie „den Gegner plattmachen“, „Sturm“, „verteidigen“ oder schlicht „killen“ weiter verwenden. Und: Beide Themen sind zensurfrei – die olympischen Spiele wie der Stellvertreter-Krieg im Kaukasus, im Unterschied zum Thema „Inflation in China“. Denn die lag laut amtlichen Statistikern im Juli schon bei 10 Prozent.

Auch der Unterschied fällt angenehm auf: Bei den Olympischen Spielen, so die meisten Kommentare aus dem chinesischen Internet (in Foren bei www.sina.com.cn oder www.china.com insbesondere), geht es darum, der Welt zu zeigen, wie stark China geworden ist und um wie viel stärker es noch werden wird, symbolisch. Und der Krieg im Kaukasus zeige, etwa in www.people.com, wie sehr Russland und die USA aneinandergeraten seien und sich gegenseitig abschwächen, dies zuerst noch in einem sehr begrenzten Rahmen. Noch sind George W. Bush und hohe russische Vertreter in Peking zugegen und beschauen beide Mannschaften, die Arenen eisern nicht verlassen wollend, sondern stellvertretend für den Nationalstolz der Beteiligten tapfer kämpfend. Es scheint zum Verständnis der Diskussionskultur in Chinas „virtual reality“ entscheidend zu sein, auf den Unterschied der Themen aufmerksam zu machen: Entweder spricht man über das Thema schlechthin – siehe die Spiele. Oder man redet über ein Thema, das das Thema schlechthin nicht berührt – siehe den Krieg.

Etwas anderes bekommt man gar nicht erst zu sehen. Das Thema der Teuerungsrate wird im Internet unterdrückt. Die Sache mit ausländischen Tibet-Demonstranten auf dem Tiananmen-Platz ebenso. Ein wenig liest man von dem Thema, dass ein verzweifelter Chinese einen US-Touristen ermordet hat. Damit dieses Thema das Thema schlechthin nicht stört, taucht in vielen Diskussionsforen das Posting auf: Die Spiele in Peking sind die sichersten in der Geschichte. Eine Diskussion hierüber findet nicht statt. SHI MING

Shi Ming, 51, stammt aus Peking und lebt als Journalist in Köln

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