Vincent Kompany, HSV-Sorgenkind
: Der Prinz aus Belgien

Er gilt als begabtester Fußballer Belgiens. Gab mit 18 Jahren bereits sein Debüt in der Nationalmannschaft. Zwei Jahre später wechselte er von RSC Anderlecht zum Bundesligisten Hamburger SV. Schon früh prasselten die Lorbeeren geradezu auf den jungen Vincent Kompany herein. Der auch im Sommer heftig umworben wurde: Arsène Wenger, Trainer des englischen Traditionsvereins Arsenal London, wollte das 1,91-Meter-Kraftpaket an die Themse lotsen.

Angeblich bot London 20 Millionen Euro Ablöse – für einen Spieler, der bislang nicht mehr als Ansätze präsentiert hatte. Als teuerster Einkauf der HSV-Geschichte war Kompany nach dem Abgang von Daniel van Buyten zum FC Bayern München für die Rolle des Abwehrchefs vorgesehen.

Eine große Bürde für den jungen Kompany, der ein mageres Debüt gegen Bielefeld feierte. Es folgten fünf Einsätze in der Bundesliga und drei Champions League Spiele – allesamt eher enttäuschend. Eine Operation an der Achillessehne sorgte dafür, dass er zu nicht mehr Einsätzen kam.

Auch im zweiten Jahr beim HSV wartete man vergeblich auf den Durchbruch. Vor allem der Tod seiner Mutter im November vergangenen Jahres warf Kompany aus der Bahn: Nach mehreren lustlosen Auftritten im Frühjahr suspendierte ihn Trainer Huub Stevens für zwei Spiele.

Zur neuen Saison sollte nun alles anders werden, Kompany in der Vorbereitung den endgültigen Sprung in die Startelf schaffen – doch der Belgier hatte andere Pläne. Er reiste nach Beijing, wollte dort zwei Spiele bestreiten und dann, wenn nötig, nach Hause kommen. Zum Auftakt des Turniers sah er Gelb-Rot, musste beim zweiten Spiel aussetzen und wollte dafür im dritten Gruppenspiel wieder eingreifen. Seine Rechnung ging nicht auf: Der HSV beorderte ihn zurück.

Seine Ankunft verzögerte sich, Kompany gab vor seinen Reisepass vergessen zu haben. In Hamburg holte er dann zum Rundumschlag aus, zeigte sich uneinsichtig. Den Auftritt in der Startelf am Samstag im Viertelfinale der Olympischen Spiele muss er nun, auswärts in München, tauschen – gegen einen Platz auf der Bank. JULIAN KÖNIG

VINCENT KOMPANY, 22, Belgiens „Spieler des Jahres 2004“. Trägt beim HSV die Rückennummer 10. FOTO: DPA