arbeitslos und krankheit
: Tödliche Spätfolgen

Das eine schlechte Wirtschaftslage auch die Gesundheit beeinträchtigen kann, ist schon seit längerem ein Thema. So bieten zum Beispiel die gesetzlichen Krankenkassen zunehmend Präventionskurse speziell für Arbeitslose an, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Neu hingegen ist die Erkenntnis des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), dass die gesundheitlichen Auswirkungen eines wirtschaftlichen Einbruches zum Teil erst Jahrzehnte später auftreten. Tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen im hohen Alter können auf eine Rezession während der Geburt zurückgehen, berichten die Bonner Forscher. In Rezessionszeiten geborene Kinder sterben statistisch gesehen 15 Monate früher als Kinder, die während eines wirtschaftlichen Aufschwunges zur Welt kommen. Die Ergebnisse stammen aus Studien über dänische Zwillinge, deren Todesursachen über mehrere Jahrzehnte systematisch registriert wurden. Erstaunlich sei, so Gerard van den Berg von der Freien Universität in Amsterdam, dass die negativen gesundheitlichen Auswirkungen erst 70 bis 80 Jahre später bemerkbar seien. „Bis in dieses Alter lassen sich keine Auffälligkeiten feststellen, auch das Krebsrisiko ist annährend gleich. Dann aber wächst das Risiko einer lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Erkrankung für diese Gruppe deutlich“, sagte van den Berg, der auch Direktor am Bonner IZA ist. Ursache ist nach Ansicht der Forscher vermutlich eine unzureichende Ernährung und die mangelnde medizinische Infrastruktur in dieser frühen Entwicklungsphase. WLF