tagebuch eines wanderarbeiters
: „Kinder? Nur für Reiche!“

Ich bin 1976 geboren und gehöre damit zu den letzten Jahrgängen, die offiziell noch Geschwister haben konnten – ich habe eine kleine Schwester bekommen, noch bevor 1980 die entsprechende Verordnung gegen zu viele Kinder in Kraft getreten ist.

Wer Beziehungen zur Partei hat oder viel Geld, der kann mehrere Kinder haben, wer nicht, muss über 10.000 Yuen Strafe zahlen – so eine Summe kann ein Arbeiter natürlich unmöglich aufbringen.

Als meine Frau das zweite Mal schwanger war, haben wir lange überlegt, es aber nicht über das Herz gebracht, das Kind abzutreiben. Wir hatten aber das Geld nicht und konnten unseren Sohn deshalb nicht registrieren lassen, das heißt, er bekommt keinen Hukou, hat kein Anrecht, zur Schule zu gehen, und kann auch keine Krankenversicherung bekommen.

Unter den armen Leuten gibt es somit eine große Anzahl von Kindern, die „illegal“ leben und denen alle Bürgerrechte vorenthalten werden.

Die Ein-Kind-Politik halte ich deshalb für ein System, das vielleicht manches Problem löst, aber große Ungerechtigkeit schafft. PROTOKOLL: CSU

Cui Zhangyong, 33, ist Wanderarbeiter in China