: Stillstand bei 96
Die Fußballer von Hannover 96 verlieren auf Schalke mit 0:3. Dabei zeigt sich: Nach Europa ist‘s für 96 noch weit – was auch dem potentiellen Nationaltorhüter Robert Enke zu denken geben dürfte
von HOLGER PAULER
Die letzten 83 Minuten der Partie gegen den FC Schalke 04 konnten die Spieler von Hannover 96 einigermaßen ausgeglichen gestalten. Nach den ersten sieben Minuten des Spiels allerdings lag Hannover bereits 0:2 zurück: Marcelo Bordon (2. Minute) und Kevin Kuranyi (7.) hatten jeweils nach Eckball getroffen. Kuranyi war es auch, der später noch das 3:0 erzielte – per Kopf nach einem Freistoß. Alle die gehofft hatten, Hannover 96 könne sich alsbald auf Augenhöhe mit den Top-Teams der Bundesliga messen, wurden erst einmal enttäuscht.
„Wenn man nach sieben Minuten 0:2 hinten liegt, ist eigentlich alles gesagt. Davon haben wir uns nicht mehr richtig erholen können“, sagte 96-Trainer Dieter Hecking hinterher. Er war dabei sehr gefasst. Wohl auch, weil seine Spieler eigentlich hätten wissen können, worauf es auf Schalke ankommt: auf die Standartsituationen.
In der vergangenen Saison waren die hochgewachsenen Niedersachsen nach ruhendem Ball das zweitbeste Team der Liga – nur Schalke war erfolgreicher. Am Samstag waren allerdings nur die Schalker bereit, die Serie fortzusetzen. „Es war typisch, wie wir die Tore kassiert haben“, sagte Hecking. Von der viel beschworenen „Lufthoheit“ der Hannoveraner war nichts zu sehen. „Wir sind leider noch nicht so weit, auf dem Niveau der Schalker mithalten zu können.“ Insgeheim hatte Hecking gehofft, dass sein Team in seiner Entwicklung bereits etwas weiter sei.
Auch Torhüter Robert Enke war nicht wirklich glücklich mit seinem Auftritt: „Wir haben uns übertölpeln lassen“, sagte er hinterher genervt. Während der gesamten Partie wirkte er zögerlich, beim ersten Gegentor machte er erst einen Schritt aus dem Tor heraus, dann wieder zurück. Keine wirklich überzeugende Vorstellung.
In der Sommerpause hatte Enke noch seine Ambitionen auf die Nachfolge von Jens Lehmann im Tor der Nationalmannschaft unterstrichen: „Es ist klar mein Ziel, Nummer 1 zu werden.“ Bundestrainer Joachim Löw hatte auch deshalb den Weg in die Schalke-Arena gefunden. Löws Anwesenheit wirkte sich nicht gerade stimulierend auf Enkes Leistung aus. Außerdem wird auch Hannovers Tabellenplatz eine Rolle für Enkes weitere Karriere in der Nationalmannschaft spielen: Der bald 31-Jährige weiß, dass er bei einem Klub ohne Eurocup-Spiele seine Position auf Dauer schwächt: „Natürlich ist es ein Vorteil, international zu spielen. Ich hoffe, dass es mit Hannover klappt“, sagte er. Seinen 2010 auslaufenden Vertrag mochte er dennoch nicht vorzeitig verlängern.
Die Hannoveraner Neuzugänge Jan Schlaudraff und Mikael Forssell konnten die hohen Erwartungen ebenfalls nicht erfüllen. In der Summe spielten sie 90 Minuten. Forssell löste dabei Schlaudraff ab der 65. Minute ab. Ein Wechsel für die Galerie. Kurz zuvor hatte Schalke das 3:0 erzielt. Unter der Woche noch hatte Forssell davon gesprochen, dass „der Uefa Cup unser Ziel“ sein müsse. Am Samstag zeigte Champions League-Anwärter Schalke 04, dass es noch etwas dauern könnte, ehe Hannover den entscheidenden Schritt Richtung Europa macht.
Dieter Hecking wird dies ähnlich sehen. Bereits im Vorfeld der Saison hat der Realo-Trainer versucht, die Erwartungen etwas zu dämpfen. Er sei zwar vor zwei Jahren nach Hannover gekommen, um den Verein mittelfristig in der oberen Hälfte der Tabelle zu etablieren – aber er wisse auch, dass es angesichts der permanent aufrüstenden Konkurrenz einer Menge Geduld bedarf. Seine Mannschaft hat diese Einschätzung am Samstag einmal mehr bestätigt.
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