DAS GRÜNE IM DETAIL

Olympische Spiele haben grün zu sein. Dies gilt spätestens seit den „Green Games“ 2000 in Sydney, die damals tatsächlich hohe Maßstäbe gesetzt haben. Bei den Spielen in Peking wollen die Chinesen diesem Vorbild mit ihren eigenen Methoden nacheifern.

Damit die Marathonläufer unter der Pekinger Smogglocke nicht kollabieren, wurden kurzerhand Fabriken stillgelegt oder umgesiedelt und jedes zweite Auto mit einem Fahrverbot belegt. Den erhofften blauen Himmel konnten die Behörden damit zwar zunächst nicht erzwingen, aber in Kombination mit den 40 Millionen aufgestellten Blumenkübeln und 23 Millionen extra gepflanzten Bäumen ist der gute Wille durchaus erkennbar. Zur Halbzeit erkannte das auch Petrus an: Seit Samstag ist Pekings Himmel blau.

Schon im Vorfeld der Spiele hatten die Chinesen viel Einfallsreichtum bewiesen. So etwa bei einem der Kontrollbesuche von IOC-Funktionären, als das für Straßenbau zuständige Pekinger Amt den Begriff des Grünstreifens völlig neu definierte und den sonst in Peking zu Steppengewächs verkümmerten Grasresten einen neuen Anstrich verpasste: Professionelle Grasbegrüner besprühten den Rasen an den Straßenrändern und auf den Verkehrsinseln mit einem frischen Grünton, der den offiziellen Blicken aus den Limousinenfenstern den richtigen Eindruck vermitteln sollte – eine doch sehr kostengünstige Lösung, wenn man sie mit dem regelmäßig notwendigen Austausch des Rollrasens auf dem Platz des Himmlischen Friedens vergleicht, der im sauren Regen stets in kürzester Zeit vom englischen Rasen zum Modell sibirische Tundra mutiert.

Unterstützung beim Umweltschutz erhielten die Chinesen darüber hinaus vom größten Klimakiller, den USA. Hauptsponsor Coca-Cola spendierte 6.000 Kühlschränke mit ökologisch verträglichen Kühlmitteln. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit könnten sie zumindest auch nach den Spielen in Peking im Einsatz bleiben.

Am schwersten dürfte den Veranstaltern der Tierschutzaspekt in ihrem umfangreichen Umweltschutzprogramm gefallen sein. So mussten die olympischen Caterer alle Tiere, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, aus ihrem Speiseplan streichen. Positiver Nebeneffekt: Der Verzicht auf Nashornhörner und Tigergenitalien leistet einen wichtigen Beitrag beim Kampf gegen Doping.JULIANE WIEDEMEIER