dara torres gewinnt mit 41 jahren drei medaillen
: Mit Stretching zu Rekorden

Schon 1984 bei den Spielen in Los Angeles war Dara Torres nicht bloß eine unter vielen. Als sie ihre erste olympische Medaille mit der 4 x 100-Meter-Staffel der USA bejubelte, war die 17-Jährige zwar nicht die schnellste und auch nicht die erfolgreichste, aber die reichste und vielleicht schillerndste der Starterinnen. Nach dem Gold-Gewinn lud die Millionärstochter das komplette US-Team zu einer Party in ihr Haus in Beverly Hills ein.

24 Jahre später ist Torres erneut nicht eine unter vielen. Sie hat zwei Rekorde aufgestellt: Die 41-Jährige ist die älteste Medaillengewinnerin bei olympischen Schwimmwettbewerben und kraulte als erste Frau bei fünf Olympischen Spielen zu Edelmetall. Dabei war die Mutter einer Tochter 1996 in Atlanta und 2004 in Athen nicht einmal am Start. Aber furiose Comebacks zu feiern, das scheint ihre Spezialdisziplin zu sein.

Nach den Spielen von Seoul 1988 hatte Torres bereits eine Auszeit genommen. Zuvor hatte sie im südkoreanischen Wasser sämtliche Rennen gegen Kristin Otto verloren. Die DDR-Schwimmerin ätzte damals, dass es ganz sicher bessere Konkurrenz als Torres gebe. Otto, die sechsfache Olympiasiegerin in Seoul, und Torres, die insgesamt zwölfmal Medaillenbehangene, sind beide mehr als verdächtig, ihre Erfolge nicht nur mit fleißigem Training, sondern auch mit ausgeklügelten Medikamentenplänen erschwommen zu haben.

Bei Torres ruft das hohe Alter weitere Zweifel auf den Plan. Pünktlich zu den Spielen 1992 in Barcelona war ihre Auszeit beendet, sie gewann abermals Gold mit der Staffel. Es folgte wieder eine Ruhephase. Dieses Mal sieben Jahre. Dann Comeback Nummer zwei: Sydney 2000. Es sollten ihre erfolgreichsten Spiele werden: doppeltes Gold, dreifaches Bronze.

Im April 2006 wurde Torres Mutter. Die Karriere schien beendet, doch jetzt ist sie wieder da. Drei weitere Medaillen baumeln um ihren Hals. Alle sind Silber. Vieles erinnert an die Karriere der ehemals jamaikanischen, heute slowenischen Sprinterin Merlene Ottey, die in Sydney, im Alter von 40 Jahren, Silber in der Staffel und Platz vier im 100-Meter-Sprint errang. Kurz zuvor war Ottey positiv auf ein anaboles Steroid getestet worden. Doch ihre Sperre wurde aufgehoben. Das Doping-Labor soll geschlampt haben.

Auch Torres wurde noch nie des Dopings überführt – doch die Zweifel bleiben. Zwischen 20 und 28 Jahren soll die Höchstleistungsphase des Menschen liegen. Torres hat diesen Lebensabschnitt weit hinter sich gelassen. Ihre Leistungen wirken genauso unglaubwürdig wie die Begründungen dafür: spezielles Stretching und disziplinierte Ernährung. JÜRN KRUSE