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heute in bremen„Das ist nicht nur für Kinder“

Zum letzten Mal in den Ferien treffen sich die Fadenspieler im Bremer Bürgerpark

taz: Sind Fadenspiele nicht nur

etwas für Kinder?

Lothar Walschik, Gründer der Fadenspielgruppe Aboinudi: In Europa kennen die Leute oft nur die Abnehmspiele, die man zu zweit spielt und wissen nicht, dass es ganz komplizierte Figuren gibt. Fadenspiele sind wahrscheinlich die ältesten Kulturspiele weltweit. Wahrscheinlich kennen sie in der Welt mehr Menschen als Fußball.

Woher kommen die Spiele?

Fadenspiele sind bis zu 50.000 Jahre alt. Man hat Fadenspielsymbolik auf Höhlenmalereien der Aborigines aus dieser Zeit gefunden. Sie werden auf allen Kontinenten gespielt. Bei Inuit, Indianern, Aborigines, Afrikanern spielen Erwachsene, nur in Europa wird es als Kinderspiel angesehen. Die Naturvölker haben mit Fadenspielen eine Symbolik verbunden, den Spielen Heilkräfte zugesprochen oder sie zur Brautwerbung genutzt. Die Aborigines hatten sogar eine Fadenspielsprache, weil sie sich wegen der vielen verschiedenen Dialekte nicht immer verständigen konnten. Sie sind dann zum nächsten Dorf gegangen und haben eine Figur gezeigt, die zum Beispiel bedeutete, dass in ihrem Dorf ein Kind geboren wurde.

Was ist für die Menschen hierzulande der Reiz an Fadenspielen?

Sie erfordern ein Höchstmaß an Konzentration und schulen die Feinmotorik. Und man lernt spielend etwas über andere Kulturen.

Wie sind Sie selbst mit Fadenspielen in Berührung gekommen?

Durch einen Krankenhausaufenthalt vor dreißig Jahren. Ich konnte nicht aufstehen und meine Frau hat mich mit Büchern versorgt. Ein Buch handelte von Fadenspielen bei den Aborigines. Da habe ich meine Schnürsenkel rausgeholt und das nachgespielt. Mittlerweile habe ich meinen Beruf aufgegeben und bin Europas einziger hauptberuflicher Fadenspieler.

Davon kann man leben?

Ich schreibe Bücher, mache Fernsehauftritte, Galas, Fortbildungen… Genauso, wie ein Zauberer von seiner Kunst leben kann.

Interview: Jana Wagner

Treffen: Bürgerpark, Rasenfläche am Marcusbrunnen, 15. 30 bis 18. 30 Uhr; Infos: www.aboinudi.de

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