Kontrollresistente Radfahrer

Die Statistik zählt weniger Verkehrsunfälle, aber mehr Schwerverletzte – jetzt wird das „Shared Space“-Konzept geprüft

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Bremen hat in den ersten sechs Monaten diesen Jahres – verglichen mit dem Vorjahr – leicht abgenommen. Angestiegen ist zugleich die Zahl der Toten und Schwerverletzten. Das ist die Bilanz der Halbjahresstatistik, die gestern vorgestellt wurde. Hauptunfallursache ist dabei nach wie vor überhöhte Geschwindigkeit. Schwerpunkt verkehrspolizeilicher Arbeit waren im ersten Halbjahr indes die RadfahrerInnen: Sie zeigen sich jedoch „völlig unbeeindruckt“ von repressiven wie präventiven Maßnahmen, sagt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD).

Insgesamt zählt die Unfallstatistik im ersten Halbjahr 9.339 Unfälle, 187 weniger als im Vergleichszeitraum. Dabei verunglückten 1.610 Menschen. Das entspricht einem Rückgang um zwölf Prozent, jedoch sind darunter 189 Schwerverletzte – ein Anstieg von zehn Prozent. Hinzu kommen neun Todesfälle, einer mehr als im Vorjahr.

Damit zählt Bremen prozentual zwar weniger Verkehrsunfälle als alle acht anderen bundesdeutschen Großstädte, die mindestens eine halbe Million EinwohnerInnen haben. Rechnet man allerdings die Verletzten ein, fällt Bremens Bilanz „eher negativ“ aus, sagt Mäurer.

An einem Drittel aller Unfälle seien RadlerInnen beteiligt, in der Hälfte aller Fälle seien sie zumindest mitschuldig. Doch obwohl in Bremen seit dem 1. April 5.000 RadfahrerInnen kontrolliert wurden und es auch in Bremerhaven „praktisch jeden Tag“ einschlägige Überwachungsmaßnahmen gab, ist die Zahl der verunglückten RadlerInnen gegenüber dem Vorjahr von 609 auf 612 angestiegen. Prävention wie Überwachung seien bei ZweiradfahrerInnen „nur bedingt erfolgreich“ gewesen, sagt Mäurer, nur den AutofahrerInnen attestiert er, „etwas vernünftiger“ geworden zu sein.

Die meisten Unfälle – auch mit RadfahrerInnen – gibt es nach wie vor am „Stern“, auch der Breitenweg/Herdentorsteinweg sowie die Kreuzung Altenwall/Tiefer erweisen sich als unfallträchtig. Gerade für den mehrfach umgebauten Kreisel am „Stern“ weiß die Polizei „keine Lösung“, die für signifikant weniger Unfälle sorgen könnte.

„Ernsthaft verfolgen“ will Mäurer die Idee des „Shared Space“, bei dem Schilder und Ampeln abgebaut werden, um ein gleichberechtigtes, selbstverantwortliches Nebeneinander von Autos, FußgängerInnen und RadlerInnen zu fördern. Es sei zu prüfen, ob das in Bohmte bei Osnabrück eingesetzte Modell auch für Großstädte tauge. mnz