Schwere Vorwürfe gegen Nato-Truppen

Sarkozy ehrt gefallene Franzosen. Überlebende Soldaten beklagen, bei den Kämpfen im Stich gelassen worden zu sein

KABUL/PARIS afp ■ Nach dem Tod von zehn französischen Soldaten in Afghanistan hat sich Frankreichs Staatschef bei einem Truppenbesuch für die engagierte Fortsetzung des Einsatzes ausgesprochen. Der Afghanistan-Einsatz sei „unerlässlich“ im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, sagte Sarkozy am Mittwoch bei einem Besuch im Nato-Stützpunkt Camp Warehouse in einem Vorort von Kabul. Der Präsident sprach mit verletzten Soldaten und erwies den Getöteten die letzte Ehre. Anschließend traf er den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, der einen verstärkten Antiterrorkampf forderte.

Französische Soldaten, die an den Kämpfen beteiligt waren, widersprachen gestern der offiziellen Version zum Hergang der Kämpfe. Sie monierten „die Langsamkeit der Reaktion des Kommandos und schwerwiegende Koordinationsprobleme“, berichtete die französische Zeitung Le Monde. Demnach musste die an einem Pass angegriffene Einheit „vier Stunden ohne Verstärkung“ ausharren. Dies erkläre auch die hohe Zahl der Opfer, die – anders als vom Generalstab in Paris behauptet – nicht gleich zu Beginn der Kämpfe getötet worden seien. „Wir hatten keine Munition mehr, um uns mit anderen Waffen als unseren Famas(-Sturmgewehren) zu verteidigen“, sagte ein verletzter französischer Soldat laut der Zeitung. Zudem verfehlten nach dem Bericht Luftangriffe der Nato auf die Angreifer ihr Ziel „und trafen französische Soldaten“. Der Generalstabschef des französischen Heeres, General Elrick Irastorza, wollte sich gestern nicht zu den konkreten Vorwürfen in dem Bericht äußern.