tagebuch eines wanderarbeiters
: „Richtig religiös ist hier niemand“

„Richtig religiöse Leute können sich hier nach wie vor nur im Untergrund treffen. Das ist immer noch ganz anders als bei euch in den westlichen Ländern. Insgesamt ist jedoch gegenwärtig die chinesische Bevölkerung meinem Eindruck nach nicht sehr tief religiös.

Natürlich kann es sein, dass Verwandte und Freunde auf dem Land in einem buddhistischen Tempel beten, wenn ein Familienmitglied krank geworden ist. Meine Eltern machen das auch mit meinen Kindern. Aber regelmäßig nehmen sie nicht an religiösen Zeremonien teil.

Vom Westen aus wurde bestimmt beobachtet, dass in den letzten Jahren sehr viele Tempel restauriert und ‚wiederbelebt‘ wurden, aber es hat meistens einen kommerziellen Hintergrund wie den Tourismus. Die Leute in der Stadt glauben kaum noch an Religion, geschweige denn an andere ethische oder moralische Konzepte. Sie leben irgendwie inhaltslos. Ich denke, man muss nicht religiös sein, um an bestimmte Grundsätze zu glauben – wie anderen zu helfen, niemandem zu schaden. Leider sind diese Grundsätze heutzutage hier nicht sehr verbreitet.“ PROTOKOLL: CSU

Cui Zhangyong, 33, ist Wanderarbeiter in China