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Ich war noch niemals in New York …

… und will da auch gar nicht hin. New York. Acht Millionen Einwohner, und irgendwie sind alle meine Freunde dort „gerade unterwegs“. Nur ich nicht. Warum auch? Die, die gerade dort sind, machen ein Pflichtpraktikum, um in olympischer Bestzeit ihren Studienabschluss zu bekommen. Aber warum gleich mehr als 6.000 Kilometer weit wegfahren, um doch wieder nur bei einem deutschen Unternehmen zu arbeiten? Abends wird sich dann auch bloß mit deutschen Mitpraktikanten getroffen und kein Englisch gesprochen. Vom mickrigen Praktikumsgehalt lebt man in überteuerten und womöglich dreckigen Wohngemeinschaften in irgendeinem „nicht so angesagten“ Block. Nichts mit schöner Aussicht auf die Skyline. Und die Freiheitsstatue kennt man nach wie vor nur von Postkarten.

Außerdem kann man in New York nur fettige Burger essen, und die schmecken bei den großen Fastfoodketten doch sowieso alle gleich. Das Argument, Praktikant im Big Apple zu sein, wäre etwas Besonderes, zählt aber irgendwie auch nicht mehr, wenn jeder dorthin geht. Englisch spricht auch jeder. New York ist also ziemlich langweilig. Warum sollte ich mir den ganzen Stress mit der Visumbeantragung und dem Hinterlegen von Fingerabdrücken antun? Beim besten Willen fällt mir kein triftiger Reisegrund ein. Meine Meinung: Ein Praktikum in New York ist bloß ein fadenscheiniges Mittel, sein Selbstwertgefühl zu steigern.

REBECCA HOFFMANN, Jahrgang 1984

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