Wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen

Bei der Arbeitslosen- und Sozialberatung in Bremen Nord trifft sich kontinuierlich eine Kleingruppe zum Coaching-Programm. „Das Selbstvertrauen soll in der Gruppe gestärkt werden“, sagt die Leiterin. Und: „Deine Lebenserfahrung zählt genauso viel wie deren Hochschulerfahrung“

Von Jana Wagner

Ulrike Schäfer ist eine von vielen. Wegen der Kinder hatte sie aufgehört zu arbeiten. Jetzt, mit Anfang 50, sucht sie wieder einen Job. Doch das ist leichter gesagt als getan. Wo und wie soll sie die Suche angehen? Alleine, so hatte sie das Gefühl, schafft sie das nicht.

Seit einigen Wochen geht sie deshalb regelmäßig zum kostenlosen Coaching der Arbeitslosen- und Sozialberatung in Bremen Nord, kurz „AlsoNord“. Dort trifft sie sich mit einer Kleingruppe von höchstens fünf Personen über drei Monate alle zwei Wochen, eine Besonderheit, die das Angebot von denen der Arbeitsagentur unterscheidet. „Unser Coaching ist eine kontinuierlich begleitende Unterstützung. Das Selbstvertrauen soll in der Gruppe gestärkt werden“, sagt Gisela Wicha, die das Coaching leitet.

Wer möchte, kann sich einer Gruppe nur für Frauen anschließen, sagt Wicha. Allerdings seien ohnehin 80 Prozent der KursteilnehmerInnen Frauen, sagt die Sozialpädagogin, viele wie Ulrike Schäfer, die nach einer Erziehungsphase zurück in den Beruf wollen.

„Ich komme hierher, um Unterstützung dabei zu bekommen, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, erzählt Schäfer, die eigentlich anders heißt, aber anonym bleiben möchte. „Man ist verwirrt in einer solchen Situation, man weiß nicht, wie es weitergehen soll. Hier wird alles wieder strukturiert.“

Das Coaching sei nämlich keine Qualifikationsmaßnahme, erklärt Kursleiterin Wicha, sondern diene dazu, die TeilnehmerInnen an die entsprechenden Stellen zu vermitteln. Bei Schäfer war es ein Computerkurs, der es ihr ermöglichte, später eine Vertretungsstelle anzunehmen. Seit deren Ablauf ist sie wieder auf Arbeitssuche und macht bereits den zweiten Kurs bei der AlsoNord. „Für mich ist der Plan wichtig, den man sich hier macht – dass man die Dinge in die Hand nimmt, plant, wann man zum Beispiel ein Telefonat führt. Man möchte ja auch beim nächsten Treffen etwas zu erzählen haben“, sagt Schäfer.

Vergangene Woche kam ihre Gruppe das fünfte Mal zusammen, Schäfer war die einzige Teilnehmerin. Wicha irritiert das nicht. Das Treffen sei ein Wiedereinstieg nach der Sommerpause, es sei normal, dass zu solchen Zeiten nur wenige kämen. Für sie sei wichtig, mit den Frauen den aktuellen Stand zu besprechen. „Welche Schritte haben sie seit dem letzten Treffen gemacht? Was sind die Ziele? Wenn zum Beispiel in der Zwischenzeit ein Bewerbungsgespräch war, wird das ausgewertet.“

Ulrike Schäfer berichtet von einem Vorstellungsgespräch, bei dem sie sich gegenüber den anderen, die zum Teil direkt von der Hochschule kamen, im Nachteil gefühlt habe. „Das ist jetzt eine typische Coachingsituation“, sagt Wicha. „Hier muss ich ihr klar machen: Deine Lebenserfahrung zählt genauso viel wie deren Hochschulerfahrung.“ Sie rät den TeilnehmerInnen auch, im Falle einer Absage anzurufen und nach den Gründen zu fragen. „Das kostet zwar Überwindung, aber man kann daraus lernen.“

Das richtige Auftreten in Bewerbungsgesprächen üben die Frauen auch in der Gruppe, Wicha hilft ihnen darüber hinaus, Bewerbungen zu schreiben. Einige Bewerbungssituationen hätten sie auch gemeinsam durchgespielt, erinnert sich Schäfer. Das habe ihr besonders viel gebracht, weil die Frauen sich im Laufe der Zeit kennen gelernt und einander dadurch besser einschätzen könnten. „Da lauscht man schon, was die anderen darüber zu sagen haben, wie man aufgetreten ist.“

Geholfen habe ihr aber auch einfach schon der Austausch mit den anderen, sagt Schäfer. „Ich fand es sehr wichtig, einfach Leute kennen zu lernen, die in der gleichen Situation sind.“ Möglich seien auch Einzelcoachings, sagt Wicha, für diejenigen, die über ihre Erfahrungen lieber alleine reden möchten.

Die nächsten Kurse beginnen am 9. sowie am 18. September, Anmeldung unter 0421 / 69 84 671