Schweigen des AA kritisiert

Regierung soll sich für inhaftierten Deutschen einsetzen

PEKING dpa ■ Die Schwester des in Peking nach einem Tibet-Protest inhaftierten Deutschen fordert ein Ende des Schweigens der Bundesregierung in dem Fall. Sie halte es für die Pflicht des Auswärtigen Amts (AA), sich mit allen Mitteln für einen widerrechtlich inhaftierten deutschen Staatsbürger einzusetzen, sagte Yuldon Gyanatshang, die Schwester des gefangenen Stuttgarter Softwareentwicklers, am Sonntag der dpa. Sie verwies auf die USA, die die sofortige Freilassung acht inhaftierter US-Bürger gefordert haben. Aus Berlin hingegen kam bisher kein einziges Wort der Kritik an China.

Der 30 Jahre alte Deutschtibeter Florian Norbu Gyanatshang war in der Nacht zum Donnerstag gemeinsam mit drei anderen Tibetaktivisten verhaftet worden, weil er eine Tibetflagge vor dem Olympia-Gelände enthüllt hatte. „Ich habe mich in einer E-Mail an Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gewandt und bisher keine Antwort erhalten“, sagte Yuldon Gyanatshang. „Mein Bruder war direkt nach dem Abitur mit den KFOR-Truppen in Bosnien und ist dort ein großes Risiko eingegangen. Ich hoffe, dass nun auch das Auswärtige Amt den Mut findet, sich für meinen Bruder einzusetzen.“ Auch wenn das Vorgehen der Pekinger Sicherheitskräfte nach chinesischem Recht möglich sei, dürfe das Auswärtige Amt bei solch willkürlichen Verhaftungen und grundlegenden Menschenrechtsverletzungen nicht schweigen.

Die Bundesregierung müsse sich mehr für die Menschenrechte in China und Tibet und die Freilassung inhaftierter Dissidenten einsetzen, forderte Gyanatshang. Als Beispiel nannte sie den tibetischen Regisseur Dhondup Wangchen, der wegen eines Dokumentarfilms seit März im Gefängnis sitzt.