Mit neunzehn in die Sklaverei

Der einstige AG Weser-Zwangsarbeiter Cees Ruijter berichtet Gröpelinger Jugendlichen von seiner Gefangenschaft

Der Kaminsaal des früheren Zwangsarbeiterlagers Tirpitz in Gröpelingen ist am Freitag randvoll mit schnatternden Zehntklässern. Als Cees Ruijter, der ehemaliger Zwangsarbeiter aus den Niederlanden, die Bühne betritt, verstummen sie. „Hier im Saal war die Kantine, da stand ein Ofen mit Holz. Das war unsere einzige Heizung. Viermal die Woche gab es Suppe, dreimal Pellkartoffeln. Und es gab immer zu wenig“, erzählt Ruijter.

1943 wurde der junge Mann aus Nordholland nach Bremen gebracht, um für die AG Weser Maschinenteile über das Werftgelände zu transportieren. „Ich versuche mich in seine Situation zu versetzen, er war ja erst 19“, sagt die Schülerin Zeynep Uzunkaya.

Noch recht jung auf sich alleine gestellt zu sein, das sei sehr schwierig gewesen, erinnert sich Ruijter. „Von einer geschützten Dorfgemeinschaft und der Familie musste man in ein fremdes Lager in einem fremden Land.“ Briefe hätten sie ab Januar 1944 nur noch alle 14 Tage nach Hause schicken dürfen – geöffnet, versteht sich – ab September gar nicht mehr. 12 Stunden täglich musste Ruijter arbeiten. „Das war nicht einfach. Im Sommer war es heiß, im Winter unglaublich kalt“, erzählt der heute 84-Jährige. „Faulenzen oder zu spät kommen wurde immer mit Zwangsdienst bestraft.“ Gegen Ende des Krieges häufen sich die Angriffe auf Bremen. „Drei, vier Mal am Tag kamen wir in den Großbunker. Da hatten natürlich die Deutschen Vorfahrt.“

Mit den Werftarbeitern habe er sich besser verstanden als mit den übrigen Leuten, sagt Ruijter. „Die Menschen hier haben gedacht, wir sind freiwillig da, um der AG Weser zu helfen. Aber wir waren nicht freiwillig da.“ Mit Hilfe der Arbeiter gelingt ihm auch wenige Tage vor Kriegsende die Flucht. Trotz der vielen negativen Erfahrungen ist Ruijter bereits 1953 das erste Mal wieder in das ehemalige Lager zurückgekommen. „In Deutschland zu sein, macht mir keine Mühe und die Jugend muss doch auch wissen, was damals passiert ist,“ sagt er. Jana Wagner