Todesschüsse bei Kundus

Zivilisten an Checkpoint von afghanischer Polizei und deutschen Soldaten erschossen. Vorwürfe an Deutsche

BERLIN/KABUL dpa/taz ■ Bei einem Zwischenfall mit deutschen Isaf-Soldaten in Afghanistan sind drei Zivilisten getötet worden. Zudem gab es Verletzte, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am gestrigen Freitag.

Raabe sagte, zwei zivile Fahrzeuge hätten sich am Donnerstagabend (21.52 Uhr Ortszeit) einem Checkpoint der afghanischen Polizei und deutschen Soldaten südöstlich von Kundus genähert. Trotz eindeutiger Zeichen der Sicherheitskräfte seien die beiden Wagen weitergefahren. Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet. Ob deutsche Soldaten Schüsse abgegeben haben, werde untersucht, sagte Raabe. Die afghanische Polizei habe mit Unterstützung des deutschen Isaf-Kontingents die Ermittlungen aufgenommen. Es werde auch geprüft, ob in den Fahrzeugen verdächtiges Material wie Waffen gewesen sei.

Der Polizeichef der Provinz Kundus, Abdul Rahman Aqtash, teilte mit, es handele sich bei den Toten um eine Frau und zwei Kinder. Vier weitere Kinder seien verletzt worden. Zwei Autos desselben Typs seien auf den Checkpoint zugefahren; eines habe umgedreht, das zweite sei erst im letzten Moment gefolgt. Dieses sei dann von Bundeswehrsoldaten von hinten beschossen worden. Nach Informationen der taz wurde der Vater, zugleich Fahrer des Autos, festgenommen, nachdem die Mutter getötet und die Kinder getötet oder verletzt worden seien.

Raabe sagte, nach dem Anschlag auf die Bundeswehr am Mittwoch, bei dem ein 29 Jahre alter Hauptfeldwebel getötet und drei seiner Kameraden verletzt worden waren, sei die Lage angespannt. Es gebe Warnungen vor Sprengstoffanschlägen auch mit Autos. Bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition in Afghanistan waren kürzlich bis zu 90 Zivilisten getötet worden.

Der erste Hinweis auf den Zwischenfall kam von einem Internet-Blog. Auf der Homepage www.soldatenglueck.de war der Vorfall geschildert worden.