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: „Krimis beruhigen uns“

Mord- und Totschlag: Vorverkauf für Krimifestival startet

taz: Passt Ihr Roman „Jäger des Alphabets“ eigentlich in das Krimi-Genre?

Gunter Gerlach: Mein Buch ist kein reiner Krimi. Schließlich ist es 400 Seiten dick, der Tote kommt bereits auf Seite 200 vor. Vielmehr ist „Jäger des Alphabets“ ein Entwicklungsroman.

Was macht denn nun einen richtigen Krimi aus?

Das Krimi-Genre hat sich mittlerweile sehr weit geöffnet. Ganz allgemein kann man aber sagen, dass in einem „normalen“ Krimi die Leiche spätestens auf Seite elf gefunden werden muss. Außerdem gibt es einen eindeutigen Ermittler. An solchen Geschichten habe ich jedoch kein Interesse.

Als Leser oder als Autor?

Als Schriftsteller interessieren mich Genres sowieso nicht. Als Leser mag ich diese Art von detailliert beschriebenen Morden nicht. Ich bekomme davon Alpträume.

Warum aber gibt es so viele Krimifans?

Die Geschichten lenken uns von unserem Alltag ab und man kann sich etwas gruseln. Meistens geht es um Serienmörder, die es in der Wirklichkeit natürlich so nicht gibt. Ich glaube, dass Menschen das beruhigt.

Seit dieser Woche läuft der Vorverkauf für das Krimifestival. Angenommen, Sie würden einen Roman darüber schreiben, wer würde zuerst sterben?

Das Interessanteste wäre natürlich, einen der Vorlesenden sterben zu lassen. INTERVIEW: UG

Internationales Krimifestival Hamburg, 2.-9. November, Lesung mit Gunter Gerlach am 3. November, Angie’s Nightclub

GUNTER GERLACH, 67, Krimi-Autor.