Rapport beim Amt

Minus25 und Hartz IV

Bei meiner Freundin Minus25 kam letztens die nackte Wahrheit daher: Du bist gnadenlos pleite! Für Minus25 wurde es also Zeit, sich an Mama Hartz IV ihren prallen Busen zu hängen.

Für jeden war schließlich eine Zitze da.

Der Antrag auf die lebenserhaltenden Maßnahmen wurde zu einer fröhlichen Zettelschacht.

Steuerbescheid? Nie gehört.

Rentenausweis? Vor zehn Jahren in den Müll geworfen.

„Haben sie Schmuck?“, fragte die Dame auf dem „Soziamt“ – „Plastikohrringe“?

„Also dann“, die Sachbearbeiterin wurde feierlich, „bekommen sie bald Bescheid.“

Minus25 bekam noch ein Merkblatt – so eine Art Knastverordnung – mit nach Hause, die Mama Hartz ihre warme Muttermilch schon jetzt sauer werden ließ: „Für einen Aufenthalt außerhalb ihres Wohnortes benötigen Sie vorab immer die Zustimmung ihres Ansprechpartners!“

Auch all die Termine zur psychologischen Untersuchung dürfe man auf keinen Fall verpassen. Dabei hatte Minus25 es schon immer gehasst, sich vom Schularzt in die Unterhose schauen zu lassen. Doch Minus25 wollte au keinen Fall aufmüpfig wirken. Also wählte sie schnell die Nummer ihres „Trägers“:

„Hallo? Ich gehe jetzt zum Einkaufen zu Penny.“

„Ja, ist gut“, stotterte die Sachbearbeiterin.

Eine Stunde später griff Minus25 erneut zum Hörer: „Huhu! Ich stehe dem Arbeitsmarkt jetzt wieder zur Verfügung!“ – und knallte zufrieden auf.

Sie hatte alles richtig gemacht.

Sich vorschriftsmäßig ab- und dann wieder angemeldet.

Und war sogar der Belehrung, keine hohen Telefonkosten zu verursachen, in vorauseilendem Gehorsam gefolgt. SASKIA VOGEL