Blaues Gold für alle!

Sauberes Wasser wird weltweit immer knapper. Das lässt Wasser-Investment als attraktive Anlageform erscheinen. Dafür gibt es auch demokratische Modelle

Für manche ist Wasser ganz einfach ein Geschenk der Natur. Analysten sprechen jedoch vom „blauen Gold“. Denn sauberes Wasser wird weltweit immer knapper, egal ob es um Trinkwasser geht oder um die Bewässerung von Äckern und Feldern. Jeder dritte Mensch auf der Erde leidet direkt unter diesem Mangel. Die Internationale Wasserkonferenz in Stockholm hat dieses Problem vor kurzem noch einmal deutlich vor Augen geführt.

Durch die Verknappung steigt der Preis. Das wiederum lässt Wasser-Investment als attraktive Anlageform erscheinen. „Weltweit müssen schätzungsweise bis zu 80 Milliarden US-Dollar jährlich in Erhalt und Verbesserung der Wasserversorgung investiert werden“, so Jörg Uhlendorf, Anlageexperte der Dresdner Bank. Mit öffentlichen Investitionen allein sei das nicht zu bewältigen: „Eine teilweise Ausgliederung und Privatisierung zumindest von Teilen der Wasserversorgung wird angesichts dieses enormen Kapitalbedarfs unumgänglich sein“, meint Uhlendorf.

Studien von NGOs und Hilfsorganisationen dagegen verweisen darauf, dass der Anteil privater Investitionen gerade in den Entwicklungsländern überschätzt wird. Zudem wird beklagt, dass gerade dort, wo Privatisierung der Wasserversorgung stattgefunden hat, die Qualität sinkt und die Preise steigen. Skeptisch ist auch Uta Hausmann von der Menschenrechtsorganisation Fian (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk): „Wasser darf nicht zur Ware werden, sondern gehört in die Hand der Bürger. Das schließt ‚user fees‘ nicht aus, mit denen man die Dienstleistung bezahlt. Doch die Spekulation auf steigende Wasserpreise ist mit der Idee der ‚grünen Geldanlagen‘ nicht zu vereinbaren.“

Der aktuelle Trend geht ähnlich wie im Energiesektor dahin, dass engagierte Bürger vielerorts die Privatisierung der Wasserversorgung verhindern oder rückgängig machen, wie Beispiele im französischen Grenoble, in Leipzig oder Potsdam zeigen. Jens Loewe, Privatisierungskritiker und Autor des Sachbuchs „Das Wasser-Syndikat“, verweist aber auf die Unterschiede etwa zur Stromproduktion: „Wasser wird von Monopolisten produziert, es fließt immer nur das Wasser eines Anbieters durch die Leitung.“ Um die Kontrolle in kommunaler Hand zu behalten, empfiehlt Loewe Privatisierungen der anderen Art: „Die Rechtsform der Bürger-AG bietet die Möglichkeit, die Kontrolle über die Wasserversorgung zu demokratisieren“. Überhaupt seien in der Öffentlichkeit viele alternative Formen der Beteiligung gar nicht bekannt. „Der Hertener Stadtwerke-Fonds im Ruhrgebiet ist ein Beispiel dafür, aber auch Wassergenossenschaften, wie sie etwa in Österreich schon seit Langem existieren.“ Von einer globalen Trendwende bei der Wasserprivatisierung mag Loewe allerdings nicht sprechen: „Trotz gegenteiliger Gerüchte sind die großen Konzerne immer noch dabei, ihre Marktpositionen auszubauen.“ Mit all den bekannten negativen Folgen gerade für die Bevölkerung in den Schwellenländern. Doch nicht nur aus diesen Gründen lehnt Loewe privates Investment in Wasser-Fonds oder Zertifikate ab. „Wasserkriege“ zwischen Einheimischen und Konzernen wie etwa im bolivianischen Cochabamba würden schließlich zeigen: „Der Handel mit Wasser ist ein riskantes Geschäft.“ ANSGAR WARNER