Das Eigentor des Günther Bonz

Anderthalb Wochen nach der Entlassung des Hamburger Wirtschaftsstaatsrates kommen die Details einer Intrige langsam ans Licht. Günther Bonz soll offensiv versucht haben, der schwarz-grünen Koalition zu schaden

Der Schuss ging nach hinten los. Als Günther Bonz am Mittwoch vorvergangener Woche ins Arbeitszimmer von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) zitiert und von diesem entlassen wurde, wusste der Wirtschaftsstaatsrat, dass er „einen Fehler gemacht“ hatte. Ein von ihm ohne das Wissen von Wirtschaftssenator Axel Gedaschko verfasster und später der Öffentlichkeit zugespielter Aktenvermerk hatte seine Verwaltungskarriere soeben beendet.

In der Notiz hatte er die schwarz-grünen Koalitionsspitzen beschuldigt, in einer Geheimabsprache das Aus für die geplante Ansiedlung des Möbelhauses Höpfner in Hamburg-Eidelstedt festgelegt zu haben. Nun gelangen auch die Details des von Bonz angezettelten Intrigenspiels an die Öffentlichkeit.

Nach Berichten von Hamburger Abendblatt und Spiegel Online hatte Bonz zunächst selbst vorgeschlagen, ein vertrauliches Gespräch, an dem er, Gedaschko, die grüne Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk und ihr Staatsrat Christian Maaß (GAL) am 19. Juni teilnahmen, nicht zu protokollieren. In der Unterredung war es darum gegangen, ob das Möbelhaus Schadensersatzansprüche an die Stadt habe, falls diese das Bebauungsplanverfahren einstellt.

Hajduk hatte in der Unterredung betont, von Beust und CDU-Chef Michael Freytag hätten ihr am Rande der Koalitionsverhandlungen freie Hand für eine erneute rechtliche Prüfung der Ansiedlung gegeben, die von der GAL seit Jahren aus verkehrspolitischen Gründen abgelehnt wird.

Als über das Gespräch am Tag darauf ein vom Leiter der Rechtsabteilung der Hajduk-Behörde verfasster Vermerk auftauchte, indem diese Absprache nicht erwähnt wurde, platzte dem entschiedenen Ansiedlungs-Befürworter Bonz der Kragen. Er heckte laut Spiegel Online „eine handfeste Intrige gegen die Koalition aus“. Eiligst verfasste er ohne das Wissen seines Vorgesetzten Gedaschko einen Gegenvermerk, in dem er kolportierte, es habe zwischen den CDU-Spitzen und Hajduk eine „verbindliche Absprache gegeben, das Projekt nicht zu realisieren“.

Doch damit nicht genug: Bonz soll seine eigenwillige und unabgestimmte Interpretation der Sitzung mindestens einem CDU-Bürgerschaftsabgeordneten zugesteckt haben. Der reichte das brisante Papier prompt unter der Hand an die Medien weiter, und setzte damit die Behauptung von der „Geheimabsprache“ innerhalb der Koalition in die Welt. MARCO CARINI