Dickmacher im Visier

In New York müssen McDonald’s & Co jetzt Kalorienangaben auf die Speisekarten drucken

WASHINGTON taz ■ Ein Hamburger, das macht 250 Kalorien. Pommes dazu noch mal 250. Oh je, und dann erst die Cola! So richtig glücklich über die neue New Yorker Transparenz sind nur wenige. Rund 2.000 Kettenrestaurants in der Fastfood-Hauptstadt der USA müssen nun auf allen Menüs die Zahl der Kalorien ihrer Schnellgerichte angeben. Vorausgegangen waren dieser Regelung Jahre der Debatte über immer fetter werdende Menschen, Diabetes-Epidemien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Rolle des Staates bei der Gesundheitsvorsorge.

Als im Januar dieses Jahres New York dann endlich die erste Stadt der USA wurde, die die Ketten-Restaurants per Gesetz dazu zwingen will, die Dickmacher aufzulisten, gab es zunächst heftigen Widerstand. Politiker kritisierten den „Gouvernanten-Staat“. Und die National Restaurant Association beklagte, dass es unmöglich sei, der Vielzahl von Vorschriften auf Lokal-, Kreis- und Staatsebene zu folgen.

2.000 Dollar Strafe müssen Ladenbesitzer zahlen, die bei der Anti-Dick-Offensive nicht mitmachen. Seitdem haben sich weitere US-Städte und Kreise ein Beispiel genommen. So wird erwartet, dass Los Angeles in den kommenden Tagen ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Der US-Bundesstaat Kalifornien, ein Vorreiter in Sachen Fitness und gesunder Lebensstil, wiederum überlegt, das Kalorien-Monitoring sogar staatsweit einzuführen.

Befürworter der Aktion sind sich sicher, dass Kunden, ab jetzt die Kalorienzahl vor Augen, sich mittelfristig eher für leichtere und gesündere Kost entscheiden werden. „Zahlreiche Konsumenten seien sich nämlich einfach nicht bewusst, wie viel sie so en passant in sich hineinstopfen“, sagt der New Yorker Gesundheitskommissar Thomas Frieden. Dass das Gesetz die beabsichtigte Wirkung tatsächlich hat, das zeigen die Beispiele von der Kaffee-Kette Starbucks und der Back-Kette Le Pain Quotidien. Beide haben sich schnell an die neue Vorschrift angepasst – und meinen sogar davon zu profitieren. Das Kalorienzähler-Team verkleinerte Portionen und strich verstecke Energiebömbchen.

Die Aktion erwies sich, wie Moran dem Wirtschaftsmagazin Economist sagte, als ein „strategischer Vorteil, der das Geschäft belebte“. Das Unternehmen will Kalorienangaben nun auch in anderen US-Städten anbieten – selbst dort, wo es noch gar nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.

Doch nur die wenigsten in der Branche reagieren so aufgeschlossen. Nicht von ungefähr haben McDonald’s & Co. Angst vor den neuen Einsichten ihrer Kunden. Eine US-Studie hat im Frühjahr herausgefunden, dass Kunden im Durchschnitt Essen mit 52 Kalorien weniger bestellen, wenn die Zahlen veröffentlicht werden.

ADRIENNE WOLTERSDORF