Im Wald die Orientierung verloren

Das Holz-Siegel des Forest Stewardship Council (FSC), ein Zertifikat für nachhaltige Produktion, ist bei Umweltverbänden umstritten

Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die nachhaltige Forstwirtschaft und deren Produkte zertifiziert. Mittlerweile sind bereits weltweit etwa 109 Millionen Hektar Wald mit dem FSC-Gütesiegel ausgezeichnet worden. Doch die Kritik an dem Zertifizierungssystem, das 1993 mit dem Ziel gegründet worden war, dem Verbraucher zu garantieren, dass das Holz aus ökologisch nachhaltiger und sozialverantwortlicher Forstwirtschaft stammt, reißt nicht ab.

Zuletzt gab es massive Proteste, als die umstrittenen Eukalyptus-Plantagen des Veracel-Celulose-Konzerns in Brasilien im Frühjahr das FSC-Siegel erhielten. Ähnliche Widerstände gab es auch gegen die FSC-Auszeichnung von Eukalyptus-Plantagen der Firma Norfor im spanischen Galicien. Die Zertifizierung wurde vom FSC deshalb suspendiert.

Am FSC-Siegel scheiden sich die Geister: Bis heute unterstützt die Mehrheit der großen Umweltverbände wie Greenpeace, WWF, Rainforest Alliance oder Friends of Earth das FSC-System. Andere Umweltgruppen lehnen mittlerweile jegliche Zertifizierung ab. Und das nicht nur, weil sie monokulturelle Holzplantagen prinzipiell für umweltschädlich halten, sondern auch weil der FSC nicht selbst zertifiziert, sondern diesen Vorgang vermeintlich unabhängigen Unternehmen überlässt.

Doch Greenpeace hält die FSC-Zertifizierung weiterhin für den richtigen Weg. Denn die kontinuierliche Entwicklung sei Teil des Systems, das in den vergangenen Jahren entsprechend verbessert worden sei. „Es ist kein perfektes System, aber beim FSC arbeiten wir aktiv an Verbesserungen, an der Lösung von Problemen sowie an der Erhaltung der Integrität“, erklärte unlängst Miguel Ángel Soto, Verantwortlicher für die Waldkampagne von Greenpeace Spanien. Der FSC nehme zudem auch eine Revision seiner Plantagen-Politik vor.

Das ist dringend notwendig, da sich in den letzten Jahren die Stimmen mehren, welche die Beurteilung „garantiert nachhaltig“ für FSC-zertifizierte Hölzer in Frage stellen. Im März bezeichnete die World Rainforest Movement die FSC-Siegel für die Veracel-Celulose-Plantagen als ein „Todesurteil“ für das Holzsiegel. Auch Reinhard Behrend vom Hamburger „Rettet den Regenwald e. V.“ gehört zu den FSC-Kritikern. „Es hat sich gezeigt, dass die von den Holzhändlern bezahlten Zertifizierer sich an ihrem wirtschaftlichen Interesse orientieren und ohne Rücksicht auf die Wünsche der lokalen Bevölkerung ‚Natur-Labels‘ vergeben.“ „Rettet den Regenwald“ rät deshalb grundsätzlich vom Kauf von Tropenhölzern und daraus hergestellten Produkten ab, egal ob mit oder ohne Zertifikat. MARKUS WILD

Infos: www.fsc.org, www.fsc-watch.org, www.regenwald.org