Schwarze Kassen

Schwere finanzielle Unregelmäßigkeiten beim FC St. Pauli: Geschasste Geschäftsführerin Groeteke packt aus

Die beurlaubte Geschäftsführerin des FC St. Pauli,Tatjana Groeteke, hat vor dem Hamburger Arbeitsgericht schwere Vorwürfe gegen den Fußball-Club und dessen Manager Stephan Beutel erhoben. Bei dem Zweitliga-Verein seien in der Vergangenheit „Kleinigkeiten“ aus „schwarzen Kassen“ bezahlt worden. Immer wieder seien Gelder ohne Belege ausgezahlt und nicht versteuert worden, sagte Groeteke gestern während der Gerichtsverhandlung. Vor allem Beutel, aber auch andere führende Vereinsmitglieder hätten davon gewusst, erklärte die für die Buchhaltung des Bundesliga-Absteigers verantwortlich gewesene Groeteke.

Interims-Präsident Corny Littmann hatte Groeteke nach seinem Amtsantritt beurlaubt. Zwar scheiterte die Geschäftsführerin mit ihrer einstweiligen Verfügung gegen die fristlose Kündigung, doch im nun anstehenden Arbeitsgerichtsprozess wird die Geschäftspraxis des Vereins weiter beleuchtet werden.

„Den Vorwurf muss man beweisen“, forderte Littmann. Er kündigte an, der Sache „entschieden“ nachgehen zu wollen. „Der Bedarf an Aufräumarbeiten ist größer als gedacht.“ Groetekes Antwort: „Das lässt sich alles beweisen.“

St.-Pauli-Anwalt Johannes Patett begründete die Beurlaubung der Geschäftsführerin mit „finanziellen Unregelmäßigkeiten“. Eine nicht stattgefundene Reise des St.-Pauli-Jugendtrainers Dirk Zander im Sommer 2001 sei mit einer Spesenabrechnung belegt worden.

Das Geld, entgegnete die Geschäftsführerin, sei in die schwarze Kasse geflossen, aus der unter anderem Praktikanten bezahlt worden seien. Persönlich bereichert habe sie sich nicht. Allerdings seien die Größenordnungen der schwarzen Kassen – eine im Verein, eine in der Vermarktung – sehr überschaubar, sagte Groeteke.

Keinen außergewöhnlichen Vorgang nannte ihr Anwalt Philipp A. Duvigneau diese Geschäftspraxis bei St. Pauli. Seine Mandantin stellte zudem fest, dass Beutel, mit dem sie zunächst freundschaftlich verbunden gewesen, dann aber von ihm gemobbt worden sei, diese Vorgänge „federführend begleitet“ habe: „Er wusste mehr als genug Bescheid.“ lno / taz