Funkhaus doch an der Weser?

Die Stadt könnte 5,9 Millionen Euro sparen, wenn Radio Bremen sein neues Funkhaus auf einem attraktiven Grundstück an der Weser bauen würde, wo heute das Parkhaus Diepenau steht. Wirtschaftssenator Hattig sagt: Radio Bremen soll entscheiden

Ende November hat der Bremer Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) einen schönen Brief bekommen. Inhalt: Er könnte 5,9 Millionen Euro und mehr sparen. Eigentlich ein Angebot, zu dem ein hoffnungslos überschuldeter Mann nicht nein sagen kann. Hattig brütete vier Wochen über dem Brief. Soll er oder soll er nicht? Kurz vor Weihnachten unterschrieb Hattig dann die Antwort: Das sei nicht seine Entscheidung, Radio Bremen müsse das entscheiden.

Die Geschichte zeigt: Der Bremer Senat hat ein Problem mit dem Umzug von Radio Bremen. Im Sommer des Jahres 2000 entstand der „politische Wille“, dass Radio Bremen aus städtebaulichen Gründen ins Faulenquartier umziehen sollte – als Magnet, der andere Investoren an die tote Meile nachziehen könnte. Zwei Jahre wurde hin und her debattiert und die Idee schön begutachtet. Am 10. September 2002 beschloss der Senat dann, dass die städtische „Bremer Investitionsgesellschaft“ (BIG) 5,9 Millionen Euro zuschießen soll, wenn der Sender ans Ende der Faulenstraße zieht. Das leerstehende alte Hansa-Saturn-Gebäude sollte erworben und abgerissen werden, gegenüber sollten das alte Bamberger-Haus und das Nachbargebäude abgerissen werden. Neubauten auf beiden Grundstücken sollten durch eine Brücke über die Faulenstraße verbunden werden. Dies sei die preiswerteste unter drei geprüften Alternativen, hatte die BIG dem Senat erklärt.

Wer gedacht hat, nach diesem Machtwort des Senats ginge es nun frisch voran, der musste sich wundern: Es gab eigentlich nur noch Meldungen von kakophonen Stimmungen. Schließlich forderte der Rundfunkrat von Radio Bremen unüberhörbar, dass der Senat endlich klipp und klar erklären sollte, ob er die Grundstücke vertraglich gesichert habe. Denn die Zeit drängt, im Jahre 2005 sollte alles fertig werden.

Warum geht es nicht voran? Der Chef der Baufirma Weserwohnbau, Manfred Zimmermann, prognostiziert: Weder Finanzplan noch Zeitplan stimmen. Für die 5,9 Millionen Euro ist das nicht zu machen. Das Gebäude des Deutschen Ringes, das abgerissen werden soll, ist kürzlich erst modernisiert worden, Mietverträge wurden bis 2008 verlängert – wenn die Stadt den Mieter da hinauskaufen will, kostet das einiges. Und bis zum Herbst 2003 sind die Grundstücke nicht baureif zu machen.

Dazu käme die teure Brücke über die breite Faulenstraße – alles unnötig ausgegebenes Geld. Seit November liegt dem Wirtschaftssenator und auch Radio Bremen ein Konzept der Weserwohnbau vor, das eigentlich unwiderstehlich sein müsste: Anstatt das Funkhaus an der Faulenstraße zu bauen und die Autos der Mitarbeiter in der Diepenau mit Weserblick zu parken, würde die Weserwohnbau für den Sender einen kompakten Neubau auf dem Diepenau-Grundstück errichten – mit Cafes an der Weser-Promenade. Die Autos könnten in ein neues Parkhaus direkt an der Ecke Doventor/Faulenstraße fahren.

Das historische Bamberger-Haus könnte stehen bleiben und kostendeckend zu Quadratmeter-Mieten von fünf Euro an junge Media-Unternehmen vermietet werden. Das Hansa-Saturn-Haus ist für dieses Konzept auch mehr Wert als Grundstückspreis minus Abrisskosten: Es könnte hinter einer neuen Fassade Plaz für Produktionsstudios bieten.

Als dieses Alternativ-Konzept öffentlich wurde, wurde der Intendant von Radio Bremen, Heinz Glässgen, auf dem kurzen Dienstweg eingenordet. Er erweckt heute den Eindruck, als habe er das Funkhaus an der Weser nie interessant gefunden. Derweil lässt er sich von seinem Rundfunkrat auffordern, Alternativen nicht auszuschließen.

Für das alte Parkhaus an der Weser würde die Weserwohnbau fünf Millionen Euro zahlen, wenn sie an der Stelle ein modernes Funkhaus errichten könnte. Hattigs BIG, durch den Alternativvorschlag als wenig kompetente staatliche Investitionsgesellschaft blamiert, tut alles, damit das Alternativ-Konzept nicht zustande kommen kann. „Die BIG veranlasst ein Verbot an Herrn Rienäcker (den Brepark-Chef, d. Red.), mit uns die seit zwei Jahren laufenden Gespräche für eine optimale Verwertung der Diepenau-Garage fortzusetzen“, teilte Zimmermann dem Wirtschaftssenator im November mit. K.W.