berliner szenen Das Ostgut macht zu (II)

Spaß ist Arbeit

Eigentlich wollte Diggler nur über Silvester in Berlin bleiben. Freunde besuchen, an Neujahr chillen und Donnerstag nach Rotterdam, wo er in einem Architektenbüro arbeitet. Dann aber hörte er, dass das Ostgut seinen Ausstand feiern würde, mit Peaches und Akufen. Das Ostgut! Diggler war nur einmal dort gewesen, doch der Laden hatte ihn beeindruckt, er musste da einfach hin. Also bat er seine Gastgeberin Alexandra, noch ein paar Nächte bleiben zu können. Mit wem Diggler auch sprach, der Ostgut-Kehraus war talk of the town. Für Alexandra, die als aktive Clubgängerin nie dort war, nicht mal in der Panoramabar, stand der Club für ein letztes Aufflackern von Techno und anderen Abfahrten. Sie wusste von Freunden, beide um die dreißig, die sich samstagnachts immer um vier Uhr geweckt hätten, um mit einer Pille bewehrt ins Ostgut zu fahren und dort bis in den späten Sonntag zu feiern.

Diggler entschied sich erst für ein paar Bier im Konrad Tönz und drängelte sich dann um drei Uhr vorm Ostgut. „Geht dort schon anders zu als im Schwuz“, berichtete er anderntags Alexandra. Unten das harte Zeugs, oben eher die Lounge-Musik, aber auch Nitzer Ebb, und dann diese beiden geräumigen Darkrooms! Allerdings vermisste er auch typisches Club-Publikum, vor allem aber ein paar entspannte und freundliche Gesichter: „Gelacht hat da überhaupt niemand, obwohl alle ihren Spaß hatten.“ Um sieben verschwand Diggler, bis zum Auftritt von Peaches um neun Uhr hielt er es nicht aus. Seinen Lift in die Heimat verschlief er, weshalb er sich entschied, nachmittags noch mal ins Ostgut zu Akufen zu gehen und dann erst den Nachtbus nach Rotterdam zu nehmen. Schließlich musste er am Montag arbeiten. GERRIT BARTELS