berliner szenen „Hell In Hell“ ist da!

Neue Armut

Schön, dass das neue Jahr so früh einen so absoluten Höhepunkt aufweist und das scheinbar endlose Warten endlich ein Ende hat: Surrogats Single „Hell In Hell“ ist jetzt draußen, und ein böser Schelm, der nicht glaubt, dass mit ihrer Veröffentlichung die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr dieselbe sein wird; dass Berlin, wie wir es kennen, nicht mehr dasselbe sein wird; und dass auch die Rockmusik, wie wir sie kennen, nicht mehr dieselbe sein wird. Die Hölle ist los, mit Wagner, den Seinen und diesem Burner, Hammer, Knaller, Hardrock-Supergau „Hell In Hell“! (Geht da noch was drüber? Eine noch schäumendere Bezeichnung? Wir wissen es nicht! Wahrscheinlich hat nur noch Patrick Wagner einen Superlativ in petto! Also Patrick, hilf!)

Doch zu den bösen Schelmen gesellen sich tatsächlich noch unwahrscheinlich viele Ignoranten, die an diesem „Hell In Hell“-Tag nicht toll in toll die Plattenläden stürmen. Bei WOM nichts los, bei Saturn am Alex auch nicht, und auch nicht bei Bodo Parlow in der Rykestraße. Bei Parlow lässt sich der fehlende Andrang ja verstehen: Er steht nicht so auf Rockmusik mit deutschen Texten („die sollen Bücher schreiben!“), er mag bekanntermaßen überhaupt keinen Hardrock und keinen Metal. Deshalb könnte es sein, dass an so einem denkwürdigen Tag sich einfach keiner zu ihm getraut hat, um „Hell In Hell“ zu erwerben. Aber gerade hier am Kollwitzplatz, wo so viele inzwischen arbeitslose Werber, Medienleute und Webdesigner wohnen, müsste eine „Hell In Hell“-Zeile wie „Wir sind immer oben, und wenn wir unten sind, ist unten oben“ eigentlich einschlagen wie der Blitz. Oder zumindest Trost spenden. Neue Allianzen sind schließlich immer besser als neue Armut und alte Zöpfe. GERRIT BARTELS