Kulturschock als ABM

Im dreimonatigen Praktikum arbeiten türkische und deutsche Jugendliche gemeinsam an für sie ungewohnten Orten: erst in Lichtenberg, dann in der Türkei

Die allgemeine Ausbildungsmisere will der Verein Türkische Gemeinden Deutschland (TGD) ab Montag für eine interkulturelle Begegnung nutzen. In einem Praktikum sollen sich junge Deutsche und Türken zwischen 16 und 24 Jahren treffen, die keine abgeschlossenen Berufsausbildung haben. Jeweils zwölf deutsche und türkische Jugendliche werden für insgesamt drei Monate zusammen arbeiten und lernen. Die erste Hälfte ihres Praktikums verbringen sie bei der „Bildungsmarkt Vulkan gGmbH“ in Lichtenberg. Dort schnuppern sie verschiedene Tätigkeitsfelder des gemeinnützigen Ausbildungsbetriebs hinein und erfahren wie man sich erfolgreich bei einer Firma bewirbt. Die Finanzierung trägt das Landesarbeitsamt mit rund 5.000 Euro pro Teilnehmer.

Das Projekt soll zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn die Jugendlichen werden nicht nur mit neuen Anreizen für einen Einstieg ins Berufsleben konfrontiert, sondern vor allem mit Teilen einer ihnen offenbar immer noch fremden Alltagskultur: der deutschen beziehungsweise türkischen. Hierzu verbringen die Teilnehmer im Anschluss an die Zeit bei der Vulkan 6 Wochen in der Türkei und arbeiten in dortigen Betrieben mit.

Alisan Genc, stellvertretender Vorsitzender des TGD, setzt vor allem auf die soziale Komponente des Programms. Er sieht die jungen Türken vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Einerseits würden Türken „als defizitär angesehen“, andrerseits wollen diese selbst nicht in die andere Stadtbezirke außerhalb ihrer „Heim-Community“.

Auf türkischen Seite läuft das Projekt gut an. Es haben sich seit Anfang Dezember mehr Interessenten gemeldet als es Plätze gibt. Deutsche Jugendliche konnten sich bisher nicht sonderlich begeistern. Wenige Tage vor Beginn des Praktikums stehen erst sechs von ihnen auf der Liste der Vulkan gGmbH. CHT