Australien bereitet Krieg vor

Innerhalb von 14 Tagen sollen australische Truppen für Irakkrieg einsatzbereit sein

MELBOURNE/PRAG/PARIS taz/rtr/dpa ■ Australien bereitet sich auf die Teilnahme an einem Irakkrieg vor. Die konservative Regierung hat gestern die Urlaube für die Mitglieder der Spezialeinheit SAS widerrufen und die Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Den kommandierenden Offizieren wurde mitgeteilt, dass sie sich auf einen Irakkrieg vorbereiten sollten. Dies behauptete gestern die nationale Zeitung The Australian und wurde später von Vizepremier John Anderson bestätigt. Dies solle ermöglichen, die Truppen innerhalb von 14 Tagen an einen eventuellen Kriegsschauplatz zu entsenden, so Anderson.

Er betonte jedoch vor der Presse, dass das Kabinett noch keinen endgültigen Beschluss über Australiens Teilnahme an einem Krieg gegen Irak gefasst habe. „Wir hoffen immer noch, dass die Diplomatie den Konflikt lösen kann.“ Die Regierung von John Howard ist sich durchaus bewusst, dass etwa die Hälfte der australischen Bevölkerung einen Irak-Einsatz ablehnt. Howard hatte zwar eine Irak-Debatte im Parlament versprochen, will diese allerdings erst nach einer Entscheidung des Kabinetts halten.

Ursprünglich hatte er die Entsendung einer Panzerbrigade mit etwa 3.000 Soldaten in Aussicht gestellt. Davon scheint seine Regierung jedoch inzwischen Abstand genommen zu haben. Als realistischer sieht die Regierung heute den Einsatz einer SAS-Spezialeinheit von 150 Mann an, von drei Kriegsschiffen, Luftbetankungsflugzeugen und Kampfflugzeugen. Dieser Einsatz ist mit dem in Afghanistan vergleichbar, der vor Weihnachten beendet worden war.

USA wollen Hilfe Prags

Derweil hat die US-Regierung Tschechien im Falle eines Irakkrieges um Unterstützung gebeten. Dabei ging es vor allem um den Einsatz einer tschechischen Kompanie gegen chemische und biologische Waffen, die derzeit in Kuwait stationiert sei, sowie um die Benutzung des tschechischen Luftraums, wie Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdik gestern mitteilte. Die Regierung in Prag werde sich mit der Anfrage am Montag beschäftigen. Seit März 2002 sind 250 tschechische Experten zur Abwehr von Chemiewaffen in Kuwait stationiert. Laut Tvrdik könnten sie um 100 aufgestockt werden.

In Frankreich hat sich in zwei Umfragen eine überwältigende Mehrheit gegen einen Irakkrieg ausgesprochen. In einer Befragung des von der Zeitung Le Figaro beauftragten Ipsos-Instituts sprachen sich 77 Prozent gegen ein militärisches Vorgehen aus, in einer Umfrage des CSA-Instituts für das Blatt Le Parisien waren es 66 Prozent. Den Golfkrieg 1991 hatten im Januar 1991 noch 71 Prozent befürwortet.

BORIS B. BEHRSING