CDU-Basis vertraut weiter auf Ingo Schmitt

Als Landesvorsitzender wird er abtreten, doch sein Kreisverband stellt ihn noch einmal für die Bundestagswahl auf. CDU-Chef Schmitt gewinnt die Wahl gegen einen Basiskandidaten. Kommission sucht schon seinen Nachfolger

Der umstrittene CDU-Parteichef Ingo Schmitt hat noch das Vertrauen seines Kreisverbandes Charlottenburg-Wilmersdorf: Am Freitagabend gewann er mit 60 von 77 Delegiertenstimmen eine Kampfkandidatur. Schmitt ist damit bei der Bundestagswahl im Jahr 2009 der Direktkandidat seiner Partei im Wahlkreis. Der 51-Jährige setzte sich gegen den Unternehmer Christoph Wegener durch, der erst wenige Tage vor der Wahl seine Kandidatur erklärt hatte und bis dato noch unbekannt war.

Schmitt nannte seinen Erfolg „eine bestandene Zerreißprobe“. Bei seiner ersten Nominierung als Direktkandidat im Jahr 2005 hatte er noch schlechter abgeschnitten.

Sein Herausforderer Wegener sprach davon, die 14 Stimmen für ihn seien „ein minimaler Achtungserfolg“. Wegener hatte sich während der Führungskrise in der CDU zur Kandidatur entschlossen und Schmitt Vorwürfe gemacht. In seiner Bewerbungsrede hatte er allerdings auf Angriffe gegen Schmitt verzichtet.

Schmitt sagte, die aktuelle Lage des CDU-Landesverbandes mache ihn betroffen. Zuletzt habe es kaum mehr Vertrauen zu dem inzwischen abgewählten Fraktionsvorsitzenden Friedbert Pflüger gegeben. Schmitt gestand allerdings ein, nicht alles richtig gemacht zu haben. Pflüger, der im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wohnt, fehlte bei der Versammlung.

In dieser Woche soll sich auch erstmals die Kommission treffen, die einen Nachfolger für Schmitt als CDU-Landeschef sucht. Als solcher war Schmitt durch das Pflüger-Debakel ebenfalls unter Druck geraten und hatte angekündigt, sein Amt auf einem vorgezogenen Parteitag Anfang des Jahres 2009 zur Verfügung zu stellen.

Der Kommission gehören fünf Mitglieder an: Der Exlandesvorsitzende Joachim Zeller, der Bundestagsabgeordnete Karl Georg Wellmann, der kommissarische Generalsekretär Bernd Krömer, Vorstandsmitglied Axel Ekkernkamp und die Neuköllner Kreischefin Stefanie Vogelsang, die bis zuletzt zu Pflüger gehalten hatte.

Zwei der möglichen Kandidaten für den Landesvorsitz hatten bereits abgewunken: Wellmann und seine Bundestagskollegin Monika Grütters sagten beide, sie würden nicht antreten.

Die CDU will zudem nach Angaben ihres Geschäftsführers Dirk Reitze am 22. November ihre Landesliste für den Bundestag aufstellen. Bei der vergangenen Bundestagswahl bekam nur Karl-Georg Wellmann aus Steglitz-Zehlendorf eine relative Mehrheit der Erststimmen im Wahlkreis und damit ein Direktmandat. Vier Abgeordnete zogen über die Landesliste in den Bundestag.

Für die Liste kandidieren erneut Wellmann, Grütters, Kai Wegner aus Spandau und Schmitt. Der Reinickendorfer Kreisvorsitzende Frank Steffel möchte erstmals in den Bundestag einziehen. Am gleichen Tag will die Union auch ihr Votum für die Besetzung der Liste zur Europawahl im Juni abgeben.SEBASTIAN HEISER