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Geld ohne Gegenwert

betr.: „Billige Tricks mit der Datenbasis“, Kommentar von Ulrike Herrmann, taz vom 17. 9. 08

Hier meine ganz persönliche „Armutstheorie“: Durch menschliche, praktische Arbeit werden Güter hergestellt. Diese Güter stellen einen bestimmten Wert dar. Den Wert des hergestellten Produkts bezahlt der Kunde.

So weit stimmt die Rechnung. „Geldumdreher“, wie sie kürzlich ein Freund von mir bezeichnete, nehmen das Geld, geben es weiter – umgedreht oder sonst was – und machen ihrerseits mit diesem Vorgang Geld. Geld ohne Gegenwert, denn es entsteht ja dadurch nirgendwo ein zusätzliches begreifbares Produkt. Dieses Geld ohne Gegenwert will angelegt werden. Beispielsweise in Aktien von Firmen, die mit Hilfe menschlicher Kreativität und Handwerksfertigkeit Produkte erzeugen. Für diese Geldanlage erwartet der anlegende Geldumdreher wiederum ein Entgelt. Der Betrag des Geldes ohne Werteschaffung soll weiter steigen. Das funktioniert durch Rationalisierung, niedrigere Lohnkosten, niedrigere Anlagenkosten, am Ende vielleicht noch über eine Steigerung der Produktpreise. So machen die Geldumdreher im Endeffekt die Quelle des Geldes an sich – nämlich das „wertvolle“ Produkt – zum geschlachteten Huhn, das früher einmal goldene Eier, nämlich den Geldwert des Produkts, geliefert hat, zunichte. Außerdem sinkt der Wert des Geldes an sich dadurch, dass die Menge des Geldes wächst, obwohl keine begreifbaren Werte dahinter stehen. Die arbeitenden, Werte schaffenden Menschen bekommen weniger Gegenwert für ihr verdientes Geld; das Geld der Geldumdreher wird ebenso schnell wertloser, wie es anwächst. Der Wertverlust des Geldes wird offiziell der Lohnsteigerung zugedichtet. So produziert der gesellschaftlich unkontrollierte Finanzmarkt Armut. H.-J. SITTEK, Moers

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