„Wüsten des Lebens“

Hamburger Hauptkirchen bieten Friedensgebete. Pax Christi ruft zu Protesten gegen einen Irak-Krieg auf

Nach Ansicht des Michel-Pastors Helge Adolphsen wächst unter den Menschen die Furcht vor einer unüberschaubaren Kriegskatastrophe. „Meine Kollegen und ich werden zunehmend von besorgten Menschen angesprochen, die Angst haben vor einem Krieg gegen den Irak“, sagte er. Die Pastoren der City-Kirchen bieten daher ab sofort fast täglich Friedensgebete an und stellen eine Meinungswand in der St. Petri-Kirche auf, auf der sich Menschen ihre Ängste von der Seele schreiben können.

„Den Menschen ist es im Zeitalter der Globalisierung völlig klar, dass solche Konflikte kaum lokal begrenzbar sind und uns daher alle betreffen“, meinte Adolphsen. In Krisenzeiten seien Kirchen „Oasen in den Wüsten des Lebens und Fluchtburgen“. Wichtig sei es, „den Menschen die Möglichkeit zu geben, an einem Ort in Verbundenheit zusammenzukommen, um sich zu trösten und auszutauschen“.

Die Hauptangst sei, „dass etwas Entgrenztes passiert“, meinte Adolphsen. „Bei dieser schrecklichen Zahl von mehr als 100.000 Soldaten, die in der Golfregion zusammengezogen worden sind, ist die Angst da, dass etwas passiert, was man überhaupt nicht mehr überschauen, geschweige denn kontrollieren kann.“ Es gehe gar nicht so sehr um die Angst ums eigene Leben. „Man spürt, es betrifft die Menschheit.“

Die katholische Friedensorganisation Pax Christi hat gestern zu Protesten gegen einen möglichen Krieg im Irak aufgerufen und zur Teilnahme an einer geplanten bundesweiten Friedensdemonstration am 15. Februar in Berlin aufgerufen.

Zwar dürfe das Regime von Saddam Hussein nicht verharmlost werden. Der Ausbruch weiterer Gewalt müsse aber dennoch verhindert werden. Pax Christi verwies darauf, dass ein Großteil der Waffen und Zubehörteile im Irak von deutschen Lieferanten stamme. LNO