„Böses Herz gelähmt“

NPD-Anwalt Horst Mahler wegen Billigung des 11. September vor Gericht. Prozess erneut ausgesetzt

Das hatten sich Amtsrichterin Gudrun Stöhr und die Staatsanwältin sicher anders vorgestellt: Doch auch der dritte Versuch, den rechten Ideologen und NPD-Anwalt Horst Mahler in Hamburg den Prozess „wegen Billigung einer Straftat zu machen“, da er den Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 in einer Sendung des ARD-Magazin „Panorama“ gerechtfertigt habe, musste gestern nach einer Stunde abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Von Beginn an dominierte der 66-jährige Ex-Verteidiger von Andreas Baader, zwischenzeitlich bekennender Maoist und heutiger Nazi-Vordenker, das Geschehen im Saal 176. Das inkriminierte Zitat gibt er zu: „Es war ein Erschrecken und gleichzeitig auch das Gefühl: Endlich sind sie (die USA, d. Red.) mal ins Herz getroffen worden ... und deshalb sage ich, das war eine Aktion, die, so grausam sie ist, rechtens war.“ Und auch den Zusatz, „Gott sei Dank, es war längst an der Zeit“ räumt er ein. „Das habe ich in dem Interview gesagt, aber das ist in der Sendung aus dem Zusammenhang verkürzt dargestellt worden.“

Mahler liest aus der „Independant Day“-Erklärung, die er für den Nazistrategen-Kreis „Deutsches Kolleg“ am Tag nach dem Anschlag verfasst hat – ein Konglomerat aus Antisemitismus, Plädoyer für die Berechtigung von Freiheitskämpfen und Anklage des US-Imperialismus: „Das Herz des Ungeheuers ist getroffen und für einen Tag gelähmt gewesen.“ Der Anschlag sei ein „verzweifeltes Mittel“ gewesen, das „Inbild des Bösen“ zu treffen. Die USA seien eine „blutige imperialistische Macht“, und dies anzuprangern, sei „eine Meinungsäußerung und keine Straftat“, so Mahler.

Da das Band mit dem Rohmaterial des Interviews vom NDR inzwischen vernichtet worden ist, sollen nun die Redakteure über Art, Inhalt und Umfang des Gesprächs Auskunft geben – sofern sie nicht von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen. PEMÜ