Sigmar kommt im Kino

Wahlkampf à la Jusos: Zwischen „Wag the dog“ und „Matrix“ spricht der Super-Soze Gabriel

taz ■ Vor dem Oldenburger Cinemaxx standen am letzten Samstag zwei „Sigmarmobile“. Und auch im Innern des Filmpalastes stand alles auf Rot. Große Sigmar-Plakate im Eingang und im Foyer. Auf allen Stockwerken rote Banner. Die Jusos machen Wahlkampf – und das machen sie mit Kino unter dem großartigen Motto „Politik für die Wirklichkeit braucht Phantasie in den Köpfen“.

Für vier Euro konnten die Besucher aus sechs „Kultfilmen“ auswählen. Die ersten kündigten die Landtagsabgeordneten Heike Bockmann und Wofgang Wulf („Nicht zu verwechseln mit Christian Wulff!“ haha) in Kino eins und fünf an. Mit „Wag the dog“ hatten die Organisatoren eine klasse Persiflage auf (US-amerikanische) Wahlkampfstrategien ausgesucht. Fazit: Politik ist ein Spiel, Wahlkampf eine Hollywood-Inszenierung. Um so schwieriger muss es für das Publikum gewesen sein, der anschließenden Mitternachtsansprache von Sigmar Gabriel Glauben zu schenken. Gut gelaunt kam er vom Oldenburger Presseball, wo er Konkurrent Christian Wulff gegenübergesessen haben soll. „Habt ihr überhaupt Bock, ’nem Sozen wie mir jetzt zuzuhören?“, nuschelte der Jung von nebenan den Zuhörern entgegen. „Jaha“ kam es verhalten vom gemischten Publikum zurück – und Sigmar fing an. Zehn Minuten wurde über Lieblingsfilme (Blues Brothers), Musikgeschmack (Rock ‘n‘ Roll) und Golfkrieg palavert. In seiner Jugend hat er „Rockkonzerte“ organisiert, er spielt seit 15 Jahren im Akkordeonchor und seine Tochter hört „furchtbare Rapmusik“. Aha. Niedersächsisch und volksnah wie eh und je ging der Ministerpräsident nach dem Gespräch zur Theke, gab Autogramme und ließ Fotos machen. „Jetzt geb‘ ich mal im Namen von Wuffel Wulf einen aus“, kündigte Gabriel an. Dabei hatte es vorher schon ordentlich Sekt und Schnittchen für das Juso-Publikum gegeben. Pech für Super-Sigmar.

Laura Ewert