berliner szenen Sterne, trinkt aus

Das neue Firmament

Jetzt kommt das neue Jahr, das heißt, es ist schon da, aber noch nicht lang, weswegen es noch eine gewisse Zeit im Kommen sein wird. Aber bereits jetzt lässt sich sagen, dass alles anders werden wird. Ab jetzt hat der Tag 52 Stunden, und durchmischte Phasen haben keine Gültigkeit mehr. Jetzt steht alles unter einem neuen Stern. Ach was, nicht unter einem neuen Stern, sondern unter vielen neuen Sternen.

Überhaupt, wenn ich es mir recht überlege: Es soll im neuen Jahr kein alter Stern wagen, noch irgendwo herumzustehen. Nicht in kleinen Gruppen, nicht in alten Konstellationen und auch nicht am Wendekreis der Hotelbar. Sterne, trinkt aus, es ist Zeit zu gehen. Der Weltraum ist doch auch nur ein Zimmer, in dem man mal aufräumen müsste. Ein kundiger Innendesigner könnte da einiges richten. Die alten Sterne sollen vom Hof reiten, und zwar sofort. Es hat sich ausgeleuchtet. In zehn Minuten will ich keinen mehr von euch sehen.

Geht nach Hause. Und nicht, dass ich euch nachher noch irgendwas hinterhertragen muss. Kehrt die Sternhaufen zusammen, aber zügig. Wendet die Kreise und fahrt sie rückwärts aus der Einfahrt. Pfeift eure Menagerie herbei, spannt Widder und Stier vor den großen Wagen, packt Pfauen, Fische und kleine und große Bären auf die Ladefläche und dann ab dafür. Wenn ich noch irgendwelche Krebse oder Wasserschlangen im Haupthaar der Berenice finde, dann könnt ihr euch auf was gefasst machen. Es gibt so gastfreundliche schwarze Löcher da draußen, in denen euch das intergalaktische Zugpersonal schon seit mehreren Millionen Jahren erwartet. Jetzt sind die neuen Sterne dran. Das Firmament wird umgruppiert. Ich hab da schon mal was vorbereitet. Davon später mehr.

MONIKA RINCK