Nazi-Marsch an der Unterelbe

Hamburger Neonazi-Ideologe Christian Worch will Aufmarsch in Uetersen am Sonnabend gerichtlich durchsetzen, um seine Position in der rechten Szene zu retten

Ein Aufmarsch der militanten Rechten und „Freien Kameradschaften“ in Uetersen am Sonnabend ist von dem Hamburger Neonazi-Strategen Christian Worch angemeldet worden. Der Landrat des Kreises Pinneberg hat den rechten Marsch jedoch aus der Innenstadt an den Hafen verbannt, da die Sicherheit der ausländischen Bevölkerung im Stadt-Kern nicht gewährleistet werden könne. Doch nun klagt Worch vor dem Schleswiger Verwaltungsgericht. „Es ist ein Antrag auf eine einstweilige Verfügung eingegangen“, bestätigte eine Gerichtssprecherin gestern der taz hamburg. Darüber werde demnächst entschieden.

Mobilisiert wird zurzeit sichtbar für das „rechte Event“ nicht. In der rechten Szene ist derzeit ein heftiger Streit zwischen Worch und dem rivalisierenden „Aktionsbüro Norddeutschland“ darüber entbrannt, welchen Nutzen Worchs bundesweiter „Demotourismus“ habe, wenn nicht gleichzeitig vor Ort verankerte Strukturen vorhanden sind (taz berichtete). Aber gerade in dieser Region verfügen die Neonazis mit dem „Pinneberger Sturm“ über eine aktive Basis, die Worch bislang wohl gesonnen war. Also ein Machtkampf?

Einen Kraftakt Worchs sieht zumindest auch Sigrun Schümann vom Itzehoer Staatsschutz. „Es ist eine Möglichkeit, die rechten aktiven Randbereiche der Region mal wieder zu vereinen.“ Wenn dies misslinge, würde die Szene vermutlich einen Einbruch erleben. Im Ernstfall werden ihrer Ansicht nach die Rechten aber zum „Schulterschluss“ zusammenstehen.

Das Bündnis gegen Neonazis in der Unterelberegion hofft, dass die Gerichte den Aufmarsch unterbinden werden. Worch und seine Freien Kameradschaften „stehen in der Tradition des Nationalsozialismus und gehören verboten“, sagt IG Metall Unterelbe-Chef Uwe Zabel. Wenn nicht, weist Zabel auf den antifaschistischen Sternmarsch am Samtag ab 10.30 Uhr hin: „Wir sind mitten in der Stadt, und dann heißt es Zivilcourage zeigen.“

peter müller / andreas speit

Termine: „Rolle der Polizei“. Podiumsdiskussion, heute um 18 Uhr in der Aula der Ludwig-Meyn-Schule, Uetersen, Seminarstraße 10, mit Matthias Pusch, Gewerkschaft der Polizei, Uwe Zabel, IG Metall, Günter Wilke, Vereinigung der Verfolgten des Naziregime (VVN). „Netzwerk der Neonazis in Norddeutschland“: Infoveranstaltung, 16. Januar, 14 Uhr, selber Ort. Referent: Andreas Speit