Landesdiener bekommen einen Pool

In der Berliner Verwaltung sitzen 2.000 Mitarbeiter untätig herum. Ab dem 1. Juli gehören sie zum zentralen Stellenpool. Die virtuelle Behörde soll interne Stellen besser vermitteln. Sarrazin will 110 Millionen Euro sparen

Eins steht fest: Das Verwaltungspersonal wird in seiner neuen Behörde nicht spazieren gehen. Der so genannte Stellenpool, eine Art verwaltungsinterne Arbeitsvermittlung, wird nur theoretisch existieren. Gestern hat der Senat die entsprechende Gesetzesvorlage zur Kenntnis genommen, entschieden werde bis zur Jahresmitte, so Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Vor einem endgültigen Senatsbeschluss sollen noch der Rat der Bürgermeister, Gewerkschaften und Berufsverbände angehört werden. Das „zentrale Personalüberhangmanagement“, wie der Stellenpool offiziell heißt, soll dann zum 1. Juli die Arbeit aufnehmen.

Bisher mache sich die tatsächliche Personalreduktion kaum bemerkbar, sagte Sarrazin. Rund 2.000 Mitarbeiter säßen schon heute unbeschäftigt in der Verwaltung. Sie sollen in Zukunft aus den Strukturen ihrer alten Behörde ausgegliedert werden. Im Laufe des Jahres betreffe das 5.000 Menschen, so die offizielle Schätzung. Wer den Stempel „überflüssig“ trägt, untersteht dann zwar nominell dem Stellenpool, verbleibt aber faktisch an seinem alten Arbeitsplatz.

Der Pool fungiert primär als interne Stellenvermittlung. Der Bedarf für rund 1.000 Neueinstellungen pro Jahr solle in Zukunft aus dem eigenen Bestand gedeckt werden. „Der erste Schritt wird sein, eine Datenbank zu erstellen“, so Sarrazin. „Momentan ist nicht ersichtlich, wer wo mit welcher Qualifikation sitzt.“ Außerdem werde sich der Stellenpool um die Umschulung und Fortbildung seiner Mitarbeiter kümmern.

Wer einmal im Pool gelandet ist, wird entweder in eine andere Verwaltungsstelle vermittelt oder wird eine Art Leiharbeiter: Sarrazins Konzept sieht vor, Mitarbeiter unter Umständen auch nach „außen“, also an die Privatwirtschaft, auszuleihen. Obwohl die Behörde noch nicht existiert, kann der Finanzsenator erste Erfolge vermelden: 800 der Überflüssigen konnten bereits intern vermittelt werden. Es sei allerdings „optimistisch“, anzunehmen, dass das bei allen klappe, so Sarrazin. „Wenn wir die Hälfte unterbringen, ist das auch schon ein beachtlicher Erfolg.“

Die Einrichtung des zentralen Stellenpools werde zwar „zunächst etwas ächzen“ und koste im ersten Jahr rund 5,5 Millionen Euro. Aber wenn alles läuft, verspricht sich der Senator erhebliche Einsparungen für das Land. Wenn die interne Arbeitsvermittlung jährlich 110 Millionen Euro an Ausgaben weniger bedeute, sei er schon zufrieden. Nur wer Chef der virtuellen Behörde wird, ist offiziell noch nicht geklärt. Sarrazins Wünsche nach einem kompetenten und „unternehmerisch denkenden“ Leiter lassen darauf schließen, dass der Neue weder aus dem Pool noch aus der Landesbehörde kommt. ANNE HAEMING