Wenig Impulse für die Stammbelegschaften

IG Metall Küste stellt Schiffbau-Studie 2008 auf der Schiffbaumesse in Hamburg vor. Den Werften geht es gut, was sich jedoch nicht in den Beschäftigungszahlen niederschlägt. Leiharbeit und Werkverträge bleiben Problem der Branche

Jutta Blankau ist im Zwiespalt. Die Bezirksleiterin der IG Metall Küste stellte am Mittwoch auf der Schiffbaumesse in Hamburg fest: „Die deutschen Werften behaupten ihre Position als Europas Schiffbauer Nummer eins“. Dennoch sei sie mit der „Schiffbau-Studie 2008“, die die IG Metall beim Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen (IAW) in Auftrag gegeben hatte, nicht ganz zufrieden. Denn der Beschäftigungszuwachs sei nur gering. Lediglich zwei Drittel der Arbeiter gehörten zu den Stammbelegschaften, der Rest seien Leiharbeitnehmer und Werkvertragsarbeitnehmer.

Zum ersten Mal kann sich die Studie auf eine gewisse Vollwertigkeit berufen. 96 Prozent der 37 deutschen Werftbetriebe hätten geantwortet, berichtet IAW-Mitarbeiter Jochen Tholen. Die Zahl der Beschäftigten sei durchschnittlich um 1,7 Prozent gestiegen. Während in Bremen und Bremerhaven die Beschäftigungszahl mit 12 Prozent überproportional gewachsen sei, musste Hamburg ein Minus von acht Prozent im Vergleich zu 2007 einstecken. „Durch den Abbau von 200 Jobs bei Blohm + Voss hat Hamburg besonders gelitten“, sagt IAW-Forscher Thorsten Ludwig.

80 Prozent der Werftmitarbeiter entfallen auf die fünf größten Werftengruppen, aber auch Kleinwerften mit gerade mal 70 Mitarbeitern zeigten, dass „die deutsche Werftindustrie konkurrenzfähig ist“, so Ludwig.

Sorge macht der IG Metall Küste indes, dass nur knapp 20.800 Beschäftigte unbefristet auf den Werften angestellt seien, während Arbeit von über 30.000 Beschäftigten geleistet worden sei. Allein der Abbau von Überstunden und Arbeitszeitkonten würde 1.600 Vollzeitjobs schaffen. Auch dem Einsatz von Leiharbeit müsste massiv entgegen gewirkt werden.

Die Studie belege, so Blankau, dass „Leiharbeiter längst nicht mehr zur Überbrückung von Auftragsspitzen geordert, sondern teilweise über Jahre eingesetzt werden“. Die IG Metall warnt die Werftbetriebe vor einer „personalpolitischen Sackgasse“. 60 Prozent der deutschen Schiffbauer seien älter als 41 und immer mehr Leistungsträger stünden vor der Rente. Die Werften hätten zwar die Ausbildungsquote erhöht, sie müsste dennoch steigen, um dem Facharbeitermangel zu begegnen und die Belegschaften zu verjüngen.

„Der deutsche Schiffbau wird nur in Konkurrenz zu Ostasien bestehen können, wenn jetzt die Weichen gestellt werden“, sagt Blankau. Dazu gehöre auch, dass mehr in Forschung und Entwicklung investiert werde, sagte Blankau. „Der Schiffbau hat eine Zukunft und ist eine Hightech Branche.“ MAGDA SCHNEIDER