Auf der richtigen Schiene

Die Innotrans ist größer als zuvor. Doch nicht nur die Messe für Bahnindustrie wächst, sondern auch der Verkehrstechnikstandort Berlin-Brandenburg. Am Wochenende ist die Schau für alle offen

Wieder einmal findet in den Messehallen unterm Funkturm die Bahnmesse Innotrans statt – und wieder einmal ist sie größer als zuvor. 1.800 Aussteller aus 42 Ländern präsentieren bis zum Wochenende in den Messehallen unter anderem die neue Straßenbahn „Flexity“ sowie den Regionalzug „Talent 2“. Die stammen aus dem Werk von Bombardier aus Hennigsdorf. Dort entstehen auch neue Jobs – ein Zeichen dafür, dass der Boom in der Bahnindustrie auch in der Region angekommen ist. Die Innotrans öffnet am Wochenende auch für das normale Publikum die Pforten.

VON UWE RADA

Ihren ersten Star hat die Bahnindustriemesse Innotrans schon – die neue Berliner Straßenbahn mit dem ebenso neumodischen Namen „Flexity“. Noch leiser, noch schneller, noch fahrgastfreundlicher soll die Tram sein und damit auch wirtschaftlich erfolgreich. Ganz so wie der Bahntechnikstandort Berlin-Brandenburg und das Schienenfahrzeugunternehmen Bombardier in Hennigsdorf bei Berlin, in dem die neue „Flexity“ gebaut wird.

An Superlativen sparen die Verantwortlichen nicht. „Berlin ist der Nabel der Eisenbahnwelt“, freute sich unlängst Friedrich Smaxwill, der Präsident des Bahnindustrieverbandes. Als „Love-Story“ bezeichnet der Chef von Bombardier Transportation, André Navarri, die Beziehung seines Unternehmens zu Berlin. Und kündigt gleich noch an, neue Mitarbeiter in Hennigsdorf anzustellen. Ist der globale Boom der Schiene endlich auch in der Region angekommen?

Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) ist jedenfalls optimistisch. „Mit weltweit führender Bahnindustrie, einer Vielzahl innovativer Unternehmen, renommierten wissenschaftlichen Instituten und der wachsenden Bedeutung als Verkehrsknoten bietet die Hauptstadtregion genau den richtigen Mix aus Wirtschaftskraft, Innovationspotenzial und Lebensqualität“, sagte Wolf bei der Eröffnung der Messe am Dienstag. „Berlin ist für die Innotrans der ideale Standort.“

Ähnlich sieht das auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU): „Unsere Region hat sich zu einem international führenden Kompetenzzentrum für Verkehr und Mobilität entwickelt“, freute sich Junghanns. „Hier sind über 100 Unternehmen der Schienenverkehrstechnik mit über 18.000 Beschäftigten ansässig.“

Der wachsenden Bedeutung der Schienentechnik entspricht auch das Wachstum ihrer Leitmesse. Mit 1.800 Ausstellern aus 42 Ländern haben sich in diesem Jahr 200 Aussteller mehr angemeldet als bei der letzten Messe vor zwei Jahren. Der Gemeinschaftsstand Berlin-Brandenburg, auf dem 50 Unternehmer aus der Region ausstellen, hat mit 150.000 Quadratmetern sogar ein Viertel mehr Fläche als 2006. Die Innotrans ist also auf Erfolgskurs.

Doch die Euphorie ist auch das Ergebnis eines Konzentrationsprozesses. Der Standort Hennigsdorf mit seinen derzeit 1.600 Beschäftigten konnte sich nur behaupten, weil andere Werke von Bombardier, etwa in Halle, geschlossen wurden.

Gleichwohl glaubt Thomas Meißner von der Technologiestiftung Berlin, dass die Talsohle durchschritten sei (siehe Interview). Und von neuen Jobs spricht nicht nur Bombardier, sondern auch der Bahnindustrieverband. 1.200 Hochschulabsolventen sollen demnächst eingestellt werden.

Bei so viel Optimismus verwundert es nicht, dass auch die Bahnfreaks oder „Pufferküsser“ auf Berlin abfahren. Wenn am Wochenende die Innotrans neben dem Fachpublikum auch für die Öffentlichkeit die Tore öffnet, sind die Berliner Hotels zu hundert Prozent ausgebucht.