Eine Brause gegen den Krieg

Mahmoud Hinnaui vertreibt von Hamburg aus Mecca-Cola in Deutschland an Leute, die „nicht wie ein Idiot trinken“ wollen. Zehn Prozent des Erlöses gehen nach Palästina: „Konsum kann auch helfen“

„Mecca-Cola wird ein Kultgetränk für alle, die gegen den Krieg sind.“

von LENA GORELIK

Trinken gegen den Krieg. An der Tür zum Büro hängt ein rotes Plakat, weißer geschwungener Schriftzug „Mecca-Cola“. Hinter der Tür sitzt Mahmoud Hinnaui, 28 Jahre alt, gebürtiger Syrer, seit 1996 in Hamburg, Wirtschaftsingenieur-Student. Von seinem Büro in St. Georg aus versorgt er Deutschland mit Mecca-Cola.

Die braune Brause wird in Frankreich von dem Tunesier Tawfik Mathlouthi produziert. Seit Dezember 2002 vertreibt Hinnaui sie in Deutschland an türkische, afghanische und arabische Lebensmittelläden und Getränkehändler, „jetzt hat auch Edeka angefragt“. Etwa 24.000 Flaschen hat er bereits in Hamburg verkauft, vereinzelt auch an Abnehmer in Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen.

„Trinken Sie nicht mehr wie ein Idiot, trinken Sie engagiert“, steht in Französisch und Arabisch auf den Etiketten. Zehn Prozent des Erlöses fließen an eine französische Obdachlosenorganisation, zehn Prozent werden für Schulbücher und Kleidung von palästinensischen Kindern ausgegeben. Der Geschäftsmann im perfekt sitzenden braunen Anzug, passender Krawatte und weißem Hemd sagt phrasenhaft: „Mit Mecca-Cola können die Menschen durch ein Getränk etwas in der Welt bewegen.“

Auf den Etiketten steht auch, man solle die Cola nicht mit Alkohol mischen. Ein Vermerk, der Muslime ansprechen soll, aber das Getränk sei für alle gedacht, sagt Hinnaui: „Ich habe viele deutsche Abnehmer.“ Wie zum Beweis klingelt das Telefon, Lufthansa-Technik möchte bestellen. Hinnaui meint, Mecca-Cola könne zu einem Kultgetränk werden „für alle, die über die Weltlage nachdenken“.

Als antiamerikanisches Getränk möchte er Mecca-Cola nicht bezeichnet wissen, er ist sehr vorsichtig in seinen Formulierungen. „Es gibt verschiedene Arten von Antisemitismus und Antiamerikanismus. Man kann Coca Cola aus Prinzip ablehnen, und man kann gegen die amerikanische Außenpolitik sein.“ Er gehöre zur zweiten Kategorie. Was er mit den „verschiedenen Arten des Antisemitismus“ meint, will er nicht näher erklären. Mecca-Cola wurde nach der heiligen islamischen Stadt Mekka in Saudi-Arabien benannt, aber auch nach einem ausgestorbenen Indianerstamm. „Amerika hat Menschenvernichtung betrieben, als es die Indianer ausrottete“, sagt der Syrer. Mecca-Cola sei eine Mahnung gegen den Krieg.

Der Erfinder der islamischen Cola-Version Mathlouthi behauptete, er wolle mit dem islamischen Getränk „den amerikanischen Imperialismus und Zionismus“ bekämpfen. Auf seiner Homepage sind Bilder von verwundeten und weinenden palästinensischen Kindern zu sehen. Hinnaui ist vorsichtig beim Thema Nahost: „Mit tut es Leid, dass so viele Zivilisten sterben.“ Die Bilder auf der Homepage seien schon „einseitig“, gibt er nach einer Weile zu.

Auf seinem Schreibtisch liegt eine Münze, auf der „State of Palestina“ eingraviert ist. Für ihn sei Mecca-Cola kein Getränk gegen den „amerikanischen Imperialismus und Zionismus“, höchstens gegen die Angriffspolitik Bushs.

Trinken gegen den Krieg.