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: „Star Trek: Nemesis“

Falsche Funken

In einer ständig sich wandelnden Welt mag es beruhigend sein, dass zumindest die „Star Trek“-Reihe gewisse Konstanten aufweist: schlechte Witze, Androiden mit dickem Make-up, bemühte Verweise auf Geschichte und Literatur, absurd maskierte Aliens sowie das unerklärliche Kamerawackeln, das einsetzt, sobald das Schiff unter Beschuss gerät. Eigentlich wäre es in dem bislang zehnten Film der Serie an der Zeit gewesen, der Frage auf den Grund zu gehen, warum es in der Enterprise eigentlich stets im Schiffsinneren explodiert und Funken sprüht, wenn sie doch nur außen getroffen wurde. Auch dieses Mal ließ man die historische Chance verstreichen.

Stattdessen beginnt der Film mit der überfälligen wie dramaturgisch überflüssigen Heirat zwischen Riker und der irgendwie übersinnlich begabten Troi. Während man im Rahmen eines Hochzeitsausfluges den Planeten Betazed ansteuert, empfängt man elektromagnetische Strahlen von Kolarus III, die eine Zwischenlandung offenbar notwendig machen. Dort findet man aus irgendeinem Grund die Einzelteile eines Androiden, der sich als Prototyp des stets zu stark geschminkten Data entpuppt, was Data verständlicherweise rührt. Dann passieren Dinge mit den Romulanern, die unter Umständen einen Friedensvertrag aushandeln wollen. Also begibt man sich auf die Reise nach Romulus, um dort den Praetor Shinzon zu treffen, der dann aber plötzlich kein Romulaner ist, sondern ein Remulaner vom Schwesterplaneten Remus. Überdies ist er auch noch ein Mensch, genauer gesagt nämlich Captain Picards Klon. Und er ist böse.

Es ist natürlich lobenswert, dass sich „Star Trek: Nemesis“ anhand von Picard und seinem Mini-Me Shinzon der sensiblen Frage des Klonens annimmt. Doch sollte der Film zu einer Erkenntnis gekommen sein, fiel diese wohl einem der zahllosen interstellaren Logiklöcher zum Opfer. Auch bleibt die Idee, dem genetisch gedoppelten Picard die baugleichen Androiden Data und B-4 gegenüberzustellen, mehr angedacht als ausgeführt und vermag nach wenigen Filmminuten niemanden mehr zu interessieren. Filmminuten gibt es in „Star Trek: Nemesis“ genug, insgesamt 110. Ursprünglich waren es sogar 50 mehr, die nach einigen Vorführungen aufgrund eines vor Langeweile apathischen Testpublikums herausgekürzt werden mussten. Es waren wohl nicht genug. Was allerdings die „Star Trek“-Reihe angeht: Es reicht.

HARALD PETERS

„Star Trek: Nemesis“. Regie: Stuart Baird. Mit Patrick Stewart, Jonathan Frakes u. a. USA 2002, 110 Min.