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geläufig Die Schicht ließ sich normal an

„Es tat Herrn Lehmann gut, wieder mit seinem besten Freund zu arbeiten. Das hat mir gefehlt, dachte er, als er hinter dem Tresen stand und Karl dabei zusah, wie er, sein dickes Hinterteil in die Höhe streckend, Bierflaschen in die Kühlschublade einräumte. Die Schicht ließ sich normal an, es war nicht viel los, aber immerhin genug, um beiden die Möglichkeit zu geben, sich für den Trubel eines Freitagabends warmzulaufen. Das Angenehmste daran, mit Karl zu arbeiten, war immer ihr wortloses Einverständnis gewesen, was zu tun sei und wer es tun sollte, sie waren wie zwei aufeinander eingestellte Kolben eines Motors, und wenn sie zusammenarbeiteten, lief alles rund.“ Diese ruhige und schöne Beschreibung findet sich, Fans werden es längst gemerkt haben, in dem viel gepriesenen Roman „Herr Lehmann“ von Sven Regener. In dem Roman ist der Tresen ein Ort der Erholung und der Muße. Beim Tresenlesen in der Hellersdorfer Kiste (Heidenauer Straße 10) jedoch geht es ganz offensichtlich hart und gemein zu. Denn das dortige „Hinsetzen, Fresse halten“, die „Lesung zum neuen Jahrtausend“, das ja nun auch nicht mehr so superfrisch ist, wird folgendermaßen angekündigt: „In 997 Jahren ist es wieder so weit. Drei komische Typen und ihre Schwester sagen deshalb schon heute: ‚Brot statt Böller!‘ und lesen neue Texte direkt aus dem Bodensatz des Menschlichkeitsdingsbums. Wer dabei lacht, hat es nicht anders gewollt.“ Tja. Bei so vielen Fragen, die offen bleiben, will man dann ja doch wissen, um was es hierbei eigentlich gehen soll. SUN

Kiste, 21.30 Uhr

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