globalisierungskritik weltweit
: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 3

„Attac“ heißt in Israel nur „Angriff“

Während der israelisch-palästinensische Konflikt immer wieder Thema der internationalen globalisierungskritischen Bewegungen ist, verfügt Attac umgekehrt weder in Jerusalem noch in Ramallah über Vertretungen. Solidaritätsgruppen aus dem Ausland wurden in der Vergangenheit wiederholt schon am Flughafen abgefangen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Allerdings ermöglichte der Menschenrechtsverband Via Campesina Online-Berichten zufolge bereits vor einem Jahr in Porto Alegre ein Treffen zwischen israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten.

Michel Warshawsky, Chef des Alternativen Informationszentrums in Jerusalem, war bei diesem Anlass dabei. „Der israelisch-palästinensische Konflikt bewirkt bei der israelischen Linken einen wachsenden Provinzialismus“, erklärt er die gegenüber der Antiglobalisierungsbewegung herrschende Lethargie. „Es gibt für sie nur noch das eine Thema.“

Umgekehrt stoße er bei Israelis, die sich mit sozial-ökonomischen Problemen beschäftigen, auf völliges Desinteresse, sobald es um die Palästinenser geht. Eine Verknüpfung der beiden Themen sei fast nicht möglich. Allerdings gebe es zumindest Ansätze eines so genannten Sozialforums, das sich bis Ende kommenden Jahres formiert haben will.

Obschon die Regierung von Ariel Scharon zuletzt über sozialpolitische Auseinandersetzungen mit der Arbeitspartei stürzte, wird der derzeitige Wahlkampf nahezu ausschließlich von nur zwei Themen bestimmt: einerseits der Konflikt mit den Palästinensern und andererseits die Korruption. „Fast alle Parteien sorgen dafür, dass es so ist“, meint Schmulik Algrabi, Sprecher der letzten zionistischen und gleichzeitig antikapitalistischen Partei in der Knesset, Am Echad.

Noch kurz nach dem Regierungssturz konnte die Partei, laut Umfragen, auf zehn Mandate hoffen. Inzwischen fiel sie erneut auf vier Parlamentssitze zurück. Trotz gemeinsamer Interessen unterhalte Am Echad keine direkten Kontakte zu Attac und anderen globalisierungskritischen Gruppen. Stattdessen, meint Algrabi, „arbeiten wir eng mit den Gewerkschaften im Ausland zusammen“.

Als „informell“ bezeichnet Dow Chenin, Knessetkandidat der arabisch-jüdischen Partei Chadasch, die Beziehungen zu Attac. „Der Konflikt mit den Palästinensern ist der Teppich, unter den man die sozioökonomischen und die ökologischen Probleme kehren kann“, schimpft er. Für die Mehrheit der Wähler stehe die Sicherheit im Vordergrund. „Sie glauben nicht mehr an einen Frieden und ziehen deshalb Scharon an der Regierung vor.“ SUSANNE KNAUL

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