PRIVATFERNSEHEN

In einem Keller in Ludwigshafen begann am 1. Januar 1984 das Zeitalter des Privatfernsehens in Deutschland. Erster Sender war die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS). Am 2. Januar folgte RTL plus. Politisch wurde das neue duale Rundfunksystem durch das 3. Rundfunkurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1981 ermöglicht, technisch durch den Ausbau des Kabelnetzes. War das Programm der Privaten anfangs noch dilettantisch und anarchisch, entwickelten sie sich schnell zu Konkurrenten der gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen, unter anderem durch die Erstausstrahlung von US-Serien wie „Knight Rider“ und „MacGyver“. Die neuen Sender bedienten, anders als die damals steife Pädagogik von ARD und ZDF, auch niedere Gelüste der Zuschauer. Legendärer Ausspruch von RTL-Boss Helmut Thoma: Der Wurm habe dem Fisch zu schmecken und nicht dem Angler.

Das Privatfernsehen schnappte den etablierten Sendern Talente weg und verordnete ihnen einen Modernisierungsschub – bei dem die Öffentlich-Rechtlichen den Privaten immer ähnlicher wurden. Neue Sender auf der einen (Vox, RTL 2, Kabel, ntv) führten zu neuen Programmen (Arte, 3sat, Phoenix, Kika) auf der anderen Seite. Die Hoffnung auf eine breite Palette unabhängiger Sender erfüllte sich nicht: Privatfernsehen wurde zum Oligopol, die RTL-Familie des Bertelsmann-Konzerns und die Pro7Sat.1-Gruppe (früher Kirch, heute Finanzinvestoren) teilten schon früh den Markt unter sich auf.