Jugendliche ohne Perspektiven

Behörde will bei Jugendberufshilfe sparen: Weniger Ausbildungsplätze und weniger Betreuung. GAL-Politikerin Christa Goetsch: „ein Drama“

Was lange befürchtet, wird nun wahr: Die Behörde für Bildung und Sport spart kräftig an der Jugendberufshilfe. Vertreter der freien Träger wurden in die Behörde bestellt und über Folgendes informiert: Die Zahl der Ausbildungsplätze in der Jugendberufshilfe soll von derzeit 400 bis 2006 auf 150 reduziert werden. Außerdem soll ein Platz nicht mehr 2100 Euro pro Monat, sondern nur noch 1400 Euro kosten.

Gisela Wald, Geschäftsführerin der acht autonomen Jugendwerkstätten sagt dazu: „Damit können wir unser bisheriges Ausbildungskonzept einstampfen.“ Zur Zeit werden 100 Jugendliche in acht Werkstätten sehr intensiv betreut und ausgebildet. Auf einen Betreuer kommen drei Jugendliche. „Viele der Jugendlichen, die zu uns kommen, haben keinen Schulabschluss, sind verschuldet, waren drogenabhängig oder im Knast.“ Zwei Drittel halten die dreijährige Ausbildung durch, davon schaffen 90 Prozent die Prüfung. Aber das geht nur, „weil wir die Leute zurückholen, wenn sie nicht kommen“, sagt Gisela Wald.

Künftig wird es wohl eher so sein wie bei den großen Trägern: „Da gibt es auch einen Sozialpädagogen, aber der hat irgendwann eine Sprechstunde“, sagt Sabine Haugg von der Wilhelmsburger Bürgerinitiative Ausländische Arbeitnehmer. Zu selten, um in akuten Krisen zu helfen.

Die Behörde will die Jugendberufshilfe zugunsten kürzerer und weniger intensiv betreuter Berufsvorbereitungskurse abbauen. „Aber was nützt es, wenn ich in einem halben Jahr herausfinde, dass Elsa Meyer Bäckerin werden könnte? Damit hat sich immer noch keinen Schulabschluss“, sagt Andreas Thieme von der Arbeiterwohlfahrt.

Christa Goetsch, Fraktionsvorsitzende der GAL, hält das behördliche Sparvorhaben für „ein Drama“ und prognostiziert: „Das wird teurer für Hamburg. Denn diese Jugendlichen landen in der Sozialhilfe.“ san