Staats-Kohle für Urwald-Holz

690.000 Euro Entwicklungshilfe erhält der Tropenholz-Importeur Feldmeyer aus Rotenburg – um einen Plan zu erstellen, wie der Urwald im Kongo nachhaltig genutzt werden kann. Doch gefällt werde weiter wie bisher, kritisieren Regenwald-Schützer

„Ohne Feldmeyer gäbe es hier keine Wilderei“

taz ■ Drei Monate saß Joseph Melloh letztes Jahr im Gefängnis in Brazzaville. „Gefährdung der äußeren Sicherheit der Republik Kongo“, hatte ihm der kongolesische Wald-Wirtschafts-Minister vorgeworfen. Mit einer versteckten Videokamera war der Kameruner zuvor im kongolesischen Urwald unterwegs gewesen, um die Auswirkungen der Holzwirtschaft zu dokumentieren – im Konzessionsgebiet eines der größten deutschen Tropenholz-Importeure, der Hinrich Feldmeyer GmbH & Co mit Sitz in Hemsbünde bei Rotenburg. Deren Tochterfirma, die Congolaise Industrielle de Bois (CIB) schlägt dort auf über einer Million Hektar über 100.000 Kubikmeter wertvolle Tropenhölzer pro Jahr, die anschließend in die ganze Welt verschifft werden.

Seit Ende 2000 wird Feldmeyer mit 690.000 Euro aus dem Topf des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Mit dem Geld soll die Holzfäller-Firma einen Waldbewirtschaftungsplan ausarbeiten, der eine nachhaltige, umweltschonende und sozialverträgliche Nutzung des Tropenwaldes im Kongobecken sicherstellen soll. Ohne die Kooperation, rechtfertigte das Ministerium seine Subvention gegenüber den protestierenden Regenwald-Organisationen, hätte die Bundesregierung gar keinen Einfluss auf das Treiben der CIB im Kongobecken nehmen können.

„Waldbewirtschaftungspläne sind laut kongolesischem Recht seit Ende 2000 sowieso vorgeschrieben“, sagt hingegen Lázló Maráz vom Verein „Pro Regenwald“. Und in der Praxis wirtschafte das Unternehmen weiter wie bisher. Maráz’ Fazit: „Feldmeyer hat bisher noch keinen Willen gezeigt, dass er nachhaltig wirtschaften will.“ Eine Stellungnahme der Firma dazu war bis gestern nicht zu erhalten.

Maráz bezweifelt sogar, dass bestimmte Tropenhölzer überhaupt nachhaltig bewirtschaftet werden können. So sei etwa noch unbekannt, ob sich die Mahagoni-Arten Sipo und Sapelli, von denen die Feldmeyer-Tochter jährlich zigtausend Kubikmeter aus dem kongolesischen Urwald hole, überhaupt wieder regenerierten. Bei einer nachhaltigen Forstwirtschaft, sagt Maráz, dürfe zudem pro Jahr auch nur so viel Holz eingeschlagen werden, wie im gleichen Zeitraum wieder nachwachse. Die CIB aber habe bisher jedes Waldstück nur ein einziges Mal aufgesucht – „Raubwirtschaft“, urteilt der Regenwald-Lobbyist und verweist auf eine vom Entwicklungshilfe-Ministerium selbst in Auftrag gegebene Studie, die schon 1996 zu genau diesem Schluss kam. Maráz ist sich sicher: „Daran hat sich seither nichts geändert.“

Ob das stimmt, wird voraussichtlich erst im nächsten Jahr geklärt werden. Dann nämlich soll nach Angaben des Entwicklungshilfe-Ministeriums der mit Steuergeldern geförderte „Waldbewirtschaftungsplan“ vorliegen und eine internationale Naturschutzorganisation überprüfen, ob die CIB im Kongo-Becken inzwischen nachhaltige Forstwirtschaft betreibt.

„Kein Wille zur Nachhaltigkeit“

Nicht nur mit der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), sondern auch mit der amerikanischen Wildlife Conservation Society (WCS) ist die CIB eine Kooperation eingegangen. Gemeinsam mit den Urwald-BewohnerInnen soll die Jagd auf Schimpansen und andere geschützte Tieren eingedämmt werden, die mit dem Tropenholz-Einschlag drastisch zugenommen hat. Auf den für den Abtransport der Edel-Hölzer in den Wald planierten Lkw-Trassen, so die Beobachtung Mellohs, dringen Wilderer in den Wald ein, um das wertvolle „bushmeat“ auf den Märkten der Städte für teures Geld zu verkaufen. Melloh zufolge floriert dieser Handel nach wie vor. Was die WCS als Erfolg darstellt, ist für Regenwald-Schützer Maráz daher bestenfalls Schadensbegrenzung: „Ohne die CIB gäbe es die Wilderei doch gar nicht.“

Armin Simon