Flugdienst für verletzte US-Soldaten

Verteidigungsminister Struck bietet deutsche Lazarettflugzeuge an. Bundeswehr bewacht amerikanische Kasernen

BERLIN dpa/rtr/taz ■ Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat die Debatte um eine deutsche Beteiligung an einem möglichen Irakkrieg um ein weiteres Kürzel bereichert: MedEvac. Er könne sich vorstellen, dass die Bundeswehr verletzte amerikanische Soldaten aus der Krisenregion ausfliege, wenn es zu einem Krieg am Golf kommen sollte, sagte Struck. Dazu sollen die Lazarettairbusse der deutschen Armee, MedEvac genannt, eingesetzt werden. Das berichtet heute das Handelsblatt.

Über den Flugdienst müsse „im Einzelfall entschieden“ werden, sagte der Verteidigungsminister. Um zu vermeiden, dass das Angebot als Kriegsbeteiligung verstanden wird, betonte Struck, er wolle die MedEvac-Flieger nicht im Irak einsetzen. Vorstellbar sei, „verletzte US-Soldaten zum Beispiel von Saudi-Arabien nach Deutschland zu fliegen“. Struck fügte hinzu: „Ich möchte den Deutschen sehen, der es ablehnt, verletzte US-Soldaten nach Frankfurt zu fliegen.“ Der grüne Parteichef Reinhard Bütikofer kommentierte: „Ich sehe in der Erklärung Strucks überhaupt kein Problem.“

Einen anderen Einsatz werten Bundeswehroffiziere als problematisch. Ab Freitag dieser Woche sollen rund 7.000 deutsche Soldaten 95 amerikanische Kasernen und Einrichtungen in ganz Deutschland vor möglichen Terroranschlägen schützen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) gestern. Der Einsatz solle auf Wunsch amerikanischer Militärs bis zu zwei Jahre dauern.

Die Offiziere befürchten laut FAS, dass die lange Einsatzdauer die Ausbildung der Soldaten verschlechtere. Fast jeder Wehrdienstleistende werde über einen Monat Wache schieben müssen. Zudem fühlten sich viele Offiziere angesichts des Bewachungsauftrags als „Heloten der Amerikaner“, zitiert die FAS nicht näher genannte Quellen aus dem Offizierskorps.

Derweil mobilisieren die Kirchen gegen den Krieg. Die katholischen Bischöfe Deutschlands wollen in dieser Woche über eine gemeinsame Erklärung gegen einen Angriff auf den Irak beraten, berichtete der Spiegel. Die Evangelische Kirche Sachsens und die amerikanische United Church of Christ haben bereits eine Erklärung veröffentlicht: Ein Krieg sei keine Antwort und schüre „neuen Hass“, der zu „neuem Terrorismus“ führe. Die Synode der Berlin-Brandenburgischen Kirche hat am Samstag dazu aufgerufen, sich an den europaweiten Friedensdemonstrationen am 15. Februar zu beteiligen.

MATTHIAS BRAUN