Eine subjektive Größe

Zeit zwischen Wahrnehmung und Norm: Das Projekt für Schüler „Schuluhr und Zeitmaschine“ am Fundus Theater

Annäherung an ein Phänomen: Zeit. Was ist das? Wie entsteht sie? Können wir sie beeinflussen? Fragen über Fragen tun sich auf, bevor man als Erwachsener den Begriff meist nur noch in den Mund nimmt, um zu verkünden, man habe keine. Kinder wollen wissen, was das Erlernen der vorgefertigten Schulzeit für sie in Form von Pausenklingeln, Schulstunden und Stundenplan bereithält. Das Projekt „Schuluhr und Zeitmaschine“ versucht, Schülern der Klassenstufe zwei bis sechs „Zeit“ als subjektiv erfahrbare Größe gegenüber der vorgefertigten elektronisch gesteuerter Uhren zu vermitteln.

Mehr noch: Ihnen spielerisch eine Basis für den berechtigten Anspruch auf eigenes Zeitempfinden zu geben. Angeregt durch Peter Hoegs Internats-Roman Der Plan von der Abschaffung des Dunkels hat Sibylle Peters mit dem Verein Profund in Kooperation mit dem Fundus Theater dieses ungewöhnliche Projekt konzipiert und umgesetzt. Zuerst besucht sie mit ihrem Kameramann und Bühnenpartner Stephan Münte-Goussar die teilnehmenden Klassen, um mit den Schülern spielerische Interviews zum Thema zu führen. Das jeweils gewonnene Videomaterial verarbeiten beide dann für die einige Tage später stattfindende Aufführung im Fundus Theater.

„Dies ist keine Theaterstück. Wir sind alle Teilnehmer an einem Experiment, Teile einer großen Zeitmaschine.“ So startet Sibylle Peters – im weißen Kittel einer Zeitforscherin – in eine ebenso rasante wie komplexe Abfolge von „Versuchen“ und Videoprojektionen. Im Halbrund großer Leinwände führt sie, immer wieder durch elektronische Sounds begleitet, von der Sonnenuhr über die Atomuhr in Braunschweig und deren Auswirkungen auf die Schuluhren bis in die Klassenzimmer der Zuschauer hinein. So begegnen die Schüler ihren Abbildern und ihren aufgezeichneten Wünschen für die Zukunft.

Zur Versuchsanordnung gehört das unmittelbare Erfahrbarmachen von Zeitablauf, wenn im Bewegungsrhythmus der Kinder Licht- und Raumveränderungen stattfinden. Wie nebenbei wird der Unterschied zwischen „Theaterzeit“ und „realer Zeit“ deutlich. Kindern, die sich dank ihrer Lehrer auf dieses Experiment einlassen dürfen, verspricht es viel Spaß und eine Fülle von Anregungen. Dass dabei vielleicht nicht unbedingt alles sofort verstanden wird, darf angesichts des komplexen Phänomens als unerheblich begriffen werden. Oliver Törner

Infos und Anmeldung: Fundus Theater, ☎ 250 72 70