Der liebe Gott und das Tombolawetter

50-jähriges Jubiläum der Bürgerparktombola soll Umsatz steigern. Keine Lose mehr in Bremen-Nord

taz ■ „Gewinne, Gewinne, Gewinne! Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“ Ab dem 6. Februar ist es wieder soweit: Mit der Bürgerparktombola beginnt „Bremens 6. Jahreszeit“ – so die Organisatoren, nach deren Ansicht die Verlosung gleich hinter dem Freimarkt rangiert. Diesmal mit Jubiläum, weniger Losbuden und neuen Jacken.

Seit Beginn der Tombola im Jahr 1953 hat sich einiges getan: Konnte man zu Anfang die Käufer noch mit Reiseschreibmaschinen und Radios locken, müssen es nun schon Laptops und DVD-Player sein. Doch auch die oft kritisierten Kleingewinne wie Cornflakes, Ketchup und Minisalami haben Konkurrenz bekommen. Zum 50-jährigen Jubiläum gibt es Gläser mit Bürgerpark-Motiv.

Das ist nur eine der Ideen, um den Erlös zu steigern, der dieses Jahr mit dem Park links der Weser, dem Focke Museum und dem Knoops Park geteilt wird. Seit 1999 sinken die Einnahmen. Im letzten Jahr wurden 1.028 Lose verkauft – so wenig wie zuletzt 1960. Die Umsatzeinbußen – seit 1998 um rund die Hälfte – schieben die Organisatoren auf das Wetter und auf die Baustellen in der Innenstadt zur Zeit der letzten Verlosung.

Doch jetzt sind die Baustellen weg. „Auf die können wir uns nun nicht mehr berufen“, so Walter Messerknecht vom Bürgerpark-Verein. Damit die Bilanz am Schluss besser aussieht, wird gespart: Die Lohnkosten werden gesenkt, indem in Bremen-Nord keine Lose mehr verkauft werden. Und auch die Buden in der Obernstraße und der Pieperstraße werden diesmal gar nicht erst aufgebaut.

Einige wird es freuen, in diesem Frühjahr weniger lautstarke Los-Propagandisten anzutreffen. Denn nicht jeder mag die Anpreisungen der geschulten Ansager. Die Lautstärke aber müsse sein, da die Los-Schreier sonst ihre Wirkung verfehlten, meinen die Verantwortlichen und betonen, dass man schon viel leiser geworden sei.

Über 100 Millionen Lose wurden in 50 Jahren verkauft, um damit im Idealfall 25 Prozent des Bürgerpark-Haushalts zu begleichen. Damit diese Teilfinanzierung weiterhin funktioniert, hoffen Messerknecht und seine Kollegen auf „den lieben Gott“ und „Tombolawetter“. Und wenn das alles nicht hilft, müssen die neuen Jacken der jungen Losverkäuferinnen ihren Beitrag zum erfolgreichen Gelingen leisten. Laura Ewert