Fliegen im Unterschall von der Eifel zum Golf

Auch die US-Base Spangdahlem wäre an einem Irak-Krieg beteiligt. Vierter Teil der Serie „Stützpunkt Deutschland“

SPANGDAHLEM taz ■ Kinder schrien und Frauen weinten zum Abschied, als kürzlich 200 GIs von der Airbase Spangdahlem in der Eifel in ihr Einsatzgebiet an der irakischen Grenze aufbrachen. Wenig später starteten mehr als zehn Kampfjets in die Golfregion. Die Piloten sollen dort Trainingsflüge absolvieren, so ihr Kommandeur Oberst Stephen Mueller. In Spangdahlem ist das 52. Jagdgeschwader der US-Armee stationiert.

Dieser US-Stützpunkt soll demnächst erweitert werden – so ist es 1999 zwischen Deutschland und den USA vereinbart worden. Die US-Armee wird ihre Rhein-Main-Airbase in Frankfurt am Main verlassen; der Umzug nach Ramstein und Spangdahlem soll bis Ende 2005 abgeschlossen sein und 373 Millionen Euro kosten.

Der Militärflughafen Spangdahlem in Rheinland-Pfalz, östlich von Trier zwischen Wittlich und Bitburg gelegen, ist neben Ramstein bisher schon einer der größten US-Flughäfen außerhalb der Vereinigten Staaten. Er beherbergt eine Kontrollschwadron und drei Kampfschwadronen. Auf dem 2.449 Morgen großen Gelände entstanden 500 Häuser mit 1.421 Militäreinrichtungen. Die Piste ist 10.000 Fuß lang und wird nach ihrem Ausbau direkt an das Dorf Binsfeld grenzen. Auf dem Flughafen leben 5.000 Soldaten und ihre 7.000 Angehörigen.

Die amerikanischen Piloten fliegen im Unterschallbereich Tarnkappenbomber des Typs F-117-A. Die Maschinen sollen die Radarortung der feindlichen Abwehr unterlaufen und hinter der Front Raketen- und Bombenangriffe fliegen. Sie werden nur im Krisenfall ins Ausland verlegt. Der geplante Ausbau würde Spangdahlem zum zentralen Material- und Waffenlager für den größten Luftwaffenstützpunkt der USA in Europa machen – für Ramstein in der Eifel.

Der Kontakt zur deutschen Bevölkerung, sagen die Betreiber, sei bisher immer „exzellent und freundschaftlich“ gewesen. Anwohner und amerikanische Soldaten treffen sich traditionell im „Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsklub“, bei der gemeinsamen Kinderolympiade, zu Freundschaftsfesten und zum Tag der offenen Tür. Das Büro für Public Affairs bietet Führungen und Besichtigungen an.

Die meisten Bürgermeister der umliegenden Orte befürworten den Ausbau. Seit einem Jahr wehrt sich allerdings eine kleine Bürgerinitiative gegen Grundstücksenteignungen und die Zunahme von Fluglärm und Schadstoffbelastung. Man befürchtet vor allem, dass der Nato-Treibstoff „Jet Propellant 8“ (JP-8) krebserregend sei und Leukämie und MCS, eine überhöhte Empfindlichkeit gegen Chemikalien, auslösen könne. Die BI fordert daher Luft- und Lärmmessungen, denn vor dem Treibstoff haben inzwischen auch US-Forscher gewarnt. Darüber hinaus trübt es das deutsch-amerikanische Verhältnis vor Ort auch, dass die US-amerikanischen Behörden immer mehr deutsche Zivilbeschäftigte durch eigene Arbeitskräfte ersetzen. Dies betrifft allein in Rheinland-Pfalz rund 9.000 Angestellte.

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