Erst mal Schule, und dann?

Premiere in Hamburg: Morgen startet die Berufsbildungsmesse „Einstieg“. Während die Erwartung bei Schulen und Unternehmen hoch ist, reagieren jugendliche AdressatInnen eher skeptisch

„Am besten wäre es, wenn da jemand wäre, der mir sagt, was ich werden soll“

von LENA GORELIK

Freizeit verschlingende Hausaufgaben und unangemeldete Tests, Frühstunden und langweilige LehrerInnen – Schule kann schon stressig sein. Das Leben danach allerdings auch. Denn dann beginnt eine neue Phase, und wie genau diese aussehen soll, ist vielen SchülerInnen unklar.

Mit der Berufsbildungsmesse „Einstieg“ soll eine erste Hürde der Entscheidungsfindung genommen werden (siehe auch nebenstehenden Kasten). VertreterInnen von Unternehmen, Ausbildungsstätten und Hochschulen stehen bereit, um über Berufswunsch und -wahl zu diskutieren und zu informieren.

Ein Konzept, das es in Norddeutschland in dieser Form bisher nicht gab, und auch die meisten der 140 Aussteller sind zum ersten Mal dabei. Einige allerdings haben schon bei „Einstiegs“-Messen in anderen Städten einen Stand gehabt. „In Köln ist es ganz gut gelaufen, deshalb haben wir wieder einen Platz gebucht“, erzählt Lars Weidner, Student an der Nordakademie in Elmshorn und Mitglied im studentischen Messeteam, über seine Erfahrungen im Vorjahr: „Es ist wichtig, dass wir persönliche Kontakte knüpfen und aus unserem Studentenalltag erzählen“, sagt er. Wie viele SchülerInnen tatsächlich aufgrund von Messekontakten ein Studium an der Nordakademie anfangen, könne man schwer einschätzen, von einem Studenten wisse er es bestimmt. „Aber wir kommen aus der Region Hamburg, da müssen wir präsent sein. Ich kann mir vorstellen, dass wir da Nachwuchs gewinnen.“

Darauf hofft auch die Hanseatische Akademie für Marketing und Medien. „Wir wollen erst einmal die SchülerInnen über das Berufsbild aufklären. Viele wissen gar nicht, was zum Beispiel ein Kommunikationsberater macht“, sagt Mitarbeiterin Marlis von Schnoy. Für die Akademie ist die Messe-Präsenz Neuland, „aber wir bereiten nichts groß vor. Wir hängen Arbeiten von unseren SchülerInnen auf und teilen Infomaterial aus.“

Und wie reagieren die AdressatInnen? „Wir haben 280 Schulen in Hamburg und Umgebung angeschrieben“, erzählt Stefan Gräser von der Agentur Scala Marketing, die für die Verteilung von Infomaterial an diesen Bereich zuständig war. „Die Resonanz war sehr positiv. Viele Schulen haben unsere Mitarbeiter in die Klassen eingeladen, damit diese ihnen etwas über die Messe erzählen.“ Auch der so genannte Messepass, den der Initiator der Messe, die Hamburger Sparkasse, eingeführt habe, sei bei den jungen Leuten gut angekommen. Über 20.000 SchülerInnen haben sich bereits den Pass besorgt, mit dem sie unter anderem auf der Messe Bewerbungsfotos machen lassen können und Zugang zu der „Chill-Out-Area“ haben.

Im Niendorfer Gymnasium Bondenwald sind Gitta Krause und Ulrich Wacker für die Vorbereitung der elften Klassen auf die Messe zuständig, mit denen zusammen sie auch hingehen. Im Unterricht geben die LehrerInnen Tipps, wie man sich auf der Messe am besten informieren könne, und bilden mit den SchülerInnen Gruppen, die sich jeweils mit einem Berufsfeld beschäftigen.

Die so Umworbenen allerdings erwarten nicht viel von dem Ausflug zum Messegelände: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viel bringt. Das meiste ist nur Gelaber“, prognostiziert die 17-jährige Magdalena Wendt. Das ausgegebene Infomaterial haben sich die meisten erst gar nicht angeschaut: „Ich habe keine Ahnung, wie das alles vor sich geht. Wahrscheinlich werden da nur Vorträge gehalten“, sagt Johanna Pionth. Und hofft trotzdem: „Am besten wäre es, wenn da jemand wäre, dem ich erzählen kann, was ich kann und wofür ich mich interessiere, und der mir dann sagt, was ich werden soll.“